Wikipedia — Bamberger Islam-Enzyklopädie

Die Wikipedia ist im Allgemeinen nicht als wissenschaftliches Nachschlagewerk zu betrachten. Bei islamischen Themen gibt es große Qualitätsunterschiede. Manche Artikel sind hervorragend, andere sind unwissenschaftlich, sektiererisch oder missionierend.

Nun hat Prof. Patrick Franke in Bamberg eine Initiative namens Bamberger Islam-Enzyklopädie gestartet. Es geht ihm darum „ein neues umfassendes islambezogenes Nachschlagewerk in deutscher Sprache aufzubauen, das einerseits die Qualitätskriterien einer Fachenzyklopädie erfüllt, andererseits aber in die populäre Online-Enzyklopädie Wikipedia integriert ist und die einzigartigen technischen Möglichkeiten dieses Mediums nutzt.“

Zum Auftakt hat er seine eigenen Wikipedia-Artikel darin untergebracht, zweihundert an der Zahl. Er hofft, dass viele Fachkollegen ihm in dieser Initiative folgen werden.

Diese Islam-Enzyklopädie empfehle ich Ihnen sehr gerne. Sie finden dort also Wikipedia-Artikel, deren wissenschaftlicher Standard garantiert ist.

Dem neuen Projekt wünsche ich ein gutes Gelingen.

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Wörterbücher des Modernen Hocharabisch

Wörterbücher des Arabischen sind weltweit minderwertig. Als Arabist muss man lernen mit dem Vorhandenen auszukommen. Wer ein Wörterbuch einer anderen Sprache aufschlägt, z.B. Muret-Sanders für Englisch, sieht den enormen Qualitätsunterschied. In Deutschland geht es ja noch. Die fünfte Auflage Arabisch-Deutsch von „dem Wehr“ sieht modern und gediegen aus, aber die Antiquiertheit und Willkür der Erstausgabe (1952) schimmern noch durch. (Für fortgeschrittene Arabisten sei auf den Exkurs am Ende dieses Artikels hingewiesen.) Trotzdem ist die 5. Auflage das beste Wörterbuch; insbesondere bezüglich der Einträge zu den jeweiligen Verb-Präposition-Verbindungen und der idiomatische Ausdrücke erweist es sich als tauglich. Das größere und moderne Werk von Schregle ist leider nie fertig geworden. Es gibt zwei kleinere Arabisch-Deutsche Wörterbücher und ein halbwegs brauchbares deutsch-arabisches. Für Juristen gibt es ein spezialisiertes Wörterbuch.

  • – Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, Arabisch-Deutsch, 5. Aufl., Wiesbaden (Harrassowitz) 1985. [Günstiger Nachdruck meist vorhanden bei Lehnert & Landrock, 44, Sherif Str., Kairo; und in Beirut. Die 4. Auflage ist billiger, aber um 150 Seiten dünner. Man kann es auch illegal herunterladen, aber wer ein Wörterbuch benutzen will, hat davon nichts.]
    – Götz Schregle, Arabisch-deutsches Wörterbuch, Wiesbaden (Steiner Verlag) 1981–92. [Gut, modern, groß, aber teuer und kaum erhältlich. Es geht nur bis qusṭanṭīna.1]
    – Lorenz Kropfitsch, Handwörterbuch Arabisch-Deutsch, Langenscheidt 2003. [Gut, modern, kleiner als Wehr.]
    – Götz Schregle u.a., Deutsch-arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1974.
    – Eberhard Leicher, Wörterbuch der arabischen Wirtschafts- und Rechtssprache, deutsch-arabisch, Baden-Baden 1991; idem, arabisch-deutsch, Baden-Baden 1992.
    Langenscheidts Online-Wörterbuch. Wie groß und wie gut es ist kann ich nicht überblicken.

Die englischsprachige Welt verfügt seit kurzem endlich über ein gutes Wörterbuch:

  • Oxford Arabic Dictionary. Qāmūs Uksfūrd al-‘Arabī. Arabic-English, English-Arabic, ed. Tressy Arts et al., Oxford 2014.

Das zweitbeste ist die Übersetzung (!) vom deutschen Wehr:

  • J. M. Cowan (ed.), Arabic-English Dictionary: The Hans Wehr Dictionary of Modern Written Arabic, 4th. ed., Spoken Language Services 1993.

Im Niederländischen gibt es ein hervorragendes Werk:

  • Jan Hoogland, Kees Versteegh und Manfred Woidich, Woordenboek Arabisch-Nederlands, Amsterdam (Bulaaq) 2003.

Für Französich gibt es allerlei; ich will hier nur ein kleines Buch nennen, aus dem ich als Student viel gelernt habe; vor allem Ausdrücke:

  • Louis Saisse & Iskandar Chéhata, Vocabulaire français-arabe à l’usage des écoles d’Égypte et autres pays de langue arabe, London 1950. 396 S.

Das einzige brauchbare einheimische Wörterbuch für das moderne Arabisch ist Al-Mundjid fī al-luġa al-‘arabīya al-mu‘āṣira, das ist aber auch wirklich äußerst nützlich und mit vielen alltäglichen Beispielen (1. Aufl. 2000, nicht der bekannte Mundjid fi l-luġa wal-a‘lām, der bringt nichts)(Dieser Absatz ist von Frank Weigelt.)
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Warum sind Wörterbücher des Arabischen so schlecht?

– Weil die Arabische Welt nichts unternimmt. Das beste japanische Wörterbuch wird wohl aus Japan stammen, und das beste chinesische aus China. Aber die Arabische Welt schlägt sich mit bizarren, veralteten Wörterbüchern aus dem Mittelalter durch und produziert nichts Neues. Somit fehlt eine gediegene Basis für arabische Wörterbücher in und aus Fremdsprachen.
– Weil die Arabische Welt momentan schwach ist. Die Sprache der Macht wird immer gerne gelernt; mit Chinesisch wird es also auf Dauer schon werden, aber Arabisch gilt nun mal als zweitrangig. Es gibt deshalb nur wenige Menschen, die sich darum kümmern.
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  • EXKURS zu Hans Wehrs ‘Schriftsprache der Gegenwart’
    Wehr hat beim Erstellen seines Wörterbuchs offensichtlich seinen Assistenten beauftragt, das Glossar von Brünnow-Fischer2 auf Karteikärtchen zu schreiben. Wehr erwähnt Brünnow-Fischer jedoch nicht unter seinen Quellen. Das hätte auch schlecht ausgesehen, denn B/F enthält nur jahrhundertealte Texte und hat mit der Schriftsprache der Gegenwart nichts zu tun.
    Einige Beispiele:
    — 1. ḥanīf bedeutet nach B/Fs Glossar: „jmd. der statt e. ihn umgebenden falschen d. wahre Religion bekennt’. Nach Wehr, 5. Aufl.: „Rechtgläubiger; e-r der statt der ihn umgebenden falschen die wahre Religion bekennt,“ usw. Obwohl dieses Wort koranisch und uralt ist, steht es mit Recht in Wehr, weil es auch heutzutage vorkommt. Aber es ist klar, dass Wehrs theologisierende Umschreibung wörtlich aus B/F stammt. Die Hinzufügung „Rechtgläubiger“ stammt wohl aus seiner eigenen Phantasie. Welcher rechtgläubige Araber nennt sich je ḥanīf?
    — 2. B/F, Wurzel √srr: „V tasarrā (neben tasarrara) c. bi mul.: zur Beischläferin (surriyya) nehmen.“ Wehr: „V tasarrā (neben tasarrara) zur Konkubine (surriyya) nehmen, als Geliebte haben (bi od. -hā e-e Frau).“ Nur das veraltete „Beischläferin“ ist ersetzt worden. Beide Werke ordnen das Wort unter die Wurzel √srr statt √sry ein, obwohl beide offensichtlich √sry als primär betrachten. Das Wort ist nicht mehr gängig.
    — 3. taḥannatha bedeutet nach B/F: „Entsündigung, religiöse Läuterung suchen“. Wehr: „Frömmigkeit üben; Entsündigung, relig. Läuterung suchen; der Sünde widerstehen, der Sünde nicht nachgeben.“ Dieses Wort kommt in nur einem alten Prosatext aus dem 8. Jahrhundert vor. Was es bedeutete, war bereits im 9. Jahrhundert unklar.3 B/F wagte sich an eine Bedeutung; Wehr übernahm sie und „wusste“ noch viel mehr.
    Wehr hat also auch ausgefallene klassische und sehr alte Wörter aufgenommen und ihre Bedeutung zum Teil abgeschrieben, zum Teil selbst erdacht.

ANMERKUNGEN
1. Auch Edward William Lane war seinerzeit der Buchstabe Q verhängnisvoll geworden.
2. R. E. Brünnow und A. Fischer, Arabische Chrestomathie aus Prosaschriftstellern, Leipzig 31924 und spätere Auflagen.
3. M. J. Kister, „Al-taḥannuth: an enquiry into the meaning of a term,“ BSOAS 31 (1968), S. 223-236. PDF-Datei online hier erhältlich.

Weiter lesen: Arabisch lernen     Grammatikunterricht Arabisch
• Lehrbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Grammatiken: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Wörterbücher: Klassisch-Arabisch, Dialekte

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Encyclopaedia of the Qurʾān = EQ

Die Encyclopaedia of the Qur’ān, abgekürzt: EQ, ist eines der wichtigsten Nachschlagewerke zu allen Themen, die mit dem Koran oder mit dem frühen Islam zu tun haben.
Sympathisch ist, dass auch muslimische Gelehrte mitgewirkt haben. Von denen gibt es in Europa nicht viele, aber in Nordamerika schon. Weil viele Themen zwei oder drei Mal behandelt werden, gibt es für jeden Geschmack etwas zu lesen.

Die EQ ist teuer. Man kann sie aber in Universitätsbibliotheken kostenlos aufschlagen, und man findet sie auch online. Auch dort ist sie teuer; es sei denn, Sie haben Zutritt zu einem Uni- oder UB-Netzwerk, wo sie als Abo vorliegt; dann ist die Benutzung gratis.

Wie findet man einen Artikel in der EQ? Hier werden die Stichwörter und die Namen koranischer und biblischer Personen auf Englisch angeboten. Das richtige Stichwort sollte einem also erst mal einfallen. Im Indexband stehen arabische Begriffe, Koranverse, Orts- und Personennamen, die dabei behilflich sind. Die Transkription in der EQ ist eine englische. Beispiel: Gāhilīya schreibt man dort jāhiliyya, aber den Artikel dazu findet man unter Ignorance.

Wie zitiert man einen Artikel aus der EQ? Es gibt Menschen, die gleich mit der Nennung des Artikels anfangen. Ich finde es richtiger und auch höflicher, erst den Autor zu nennen. Es sind Individuen, die darin geschrieben haben; sie tragen auch die Verantwortung für das Gesagte. Also z.B.: W. E. Shepard, „Ignorance,“ in EQ.
Nennung des Bandes und der Seitenzahl erübrigt sich meist; die Leser kennen ja das Alphabet.
Das Werk als Ganzes hat nur eine Herausgeberin, und die sollte man bei der Titelbeschreibung nennen:

  • EQ = Jane Dammen McAuliffe (Hrsg.), Encyclopaedia of the Qur’ān, 6 Bde., Leiden 2001–2006.

oder:

  • EQEncyclopaedia of the Qur’ān, Hrsg. Jane Dammen McAuliffe, 6 Bde., Leiden 2001–2006.

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Encyclopaedia of Islam = EI

Die Encyclopaedia of Islam. New Edition, 11 Bde. + Suppl., Indices, Leiden 1960–2004; abgekürzt: EI2 ist eines der wichtigsten Nachschlagewerke für Arabisten, Islamwissenschaftler und Iranisten. Alle Themen zum Islam aus allen Jahrhunderten werden in der EI behandelt, wobei „Islam“ keinesfalls nur religiös aufzufassen ist. Es geht hier um die ganze Kultur der sog. „islamischen Welt“. Übrigens wird auch viel Vorislamisches angeboten. Der Untertitel des Werkes ist New Edition: es ist nämlich die 2. Ausgabe. Es gibt auch eine französischsprachige Ausgabe. Die erste Ausgabe erschien auf Deutsch und Englisch von 1913–38. Die 3. Ausgabe (EI THREE) ist im Erscheinen begriffen, und zwar nur auf Englisch.
An deutschen Unis findet man immer noch Studenten, die die Urausgabe benutzen, weil sie eben auf Deutsch ist. Das ist faul und führt bei guten Dozenten zu Punktabzug! Allerdings ist hin und wieder ein alter Artikel noch brauchbar oder sogar ohne Änderungen in die 2. Ausgabe aufgenommen worden.

Die EI ist sehr teuer. Man kann sie aber kostenlos in Universitätsbibliotheken aufschlagen. Sowohl EI2 als auch EI3 findet man online. Auch so ist sie sehr teuer; es sei denn, Sie haben Zutritt zu einem Uni- oder UB-Netzwerk, wo sie als Abo vorliegt; dann ist die Benutzung gratis.

Wie findet man einen Artikel in der EI2? Die Stichwörter sind auf Arabisch, in einer Transkription. Das richtige Stichwort sollte einem also erst mal einfallen. Hilfe gewähren Indexbände, in denen die Orts- und Personennamen und die Themen und Stichwörter auf Englisch und Französisch aufgelistet worden sind. Dort wird man auf die richtige Fundstelle verwiesen. Die Transkription in derEI2 ist nicht die deutsche, sondern eine englische. Z.B. gāhilīya findet man dort unter djāhiliyya; qur’ān unter ḳur’ān. (In der EIsieht es wieder etwas anders aus; dort wird es jāhiliyya und qur’ān sein.)

Welche Ausgabe ist besser, die Englische oder die Französische? Achten Sie darauf, was die (wahrscheinliche) Muttersprache des jeweiligen Autors ist! Ein Originaltext ist immer besser als ein übersetzter. Z.B. Albert Arazi, der viele französischsprachige Artikel zur klassisch-arabischen Literatur beigetragen hat, liest man am besten auf Französisch; Charles Pellat natürlich auch.

Welche Ausgabe ist besser, die gedruckte oder die elektronische? Die gedruckte, denn sie ist die ältere und deshalb die maßgebliche. Die elektronische enthält (noch?) ziemlich viele Scan-Fehler.

Wie zitiert man einen Artikel aus der Encyclopaedia of Islam? Es gibt Menschen, die gleich mit der Nennung des Artikels anfangen. Ich finde es richtiger und auch höflicher, erst den Autor zu nennen. Es sind Individuen, die darin geschrieben haben; sie tragen auch die Verantwortung für das Gesagte. Also z.B.: T. Fahd, „Djafr,“ in EI2. Das reicht eigentlich schon. Die Nennung des Bandes und der Seitenzahl erübrigt sich meist; der Leser ist ja in der Lage die alphabetisch geordneten Artikel selbst aufzuschlagen. Nur wenn man z.B. das Erscheinungsdatum — immerhin sind die frühesten Beiträge schon ziemlich alt — oder den Umfang eines Artikels betonen möchte, kann man Band- und Seitenzahl hinzufügen: N. Elisséeff, „Dimashḳ,“ in EI2, Bd. 2 (1965), S. 277–91. Bei der elektronischen Fassung wird bei jedem Artikel die Zitierweise vorgegeben. In der Bibliographie steht dann der vollständige Titel, wie am Anfang dieses Beitrags, mit Erwähnung des Kürzels.

Die EI hat ganz gute, aber auch mittelprächtige oder bereits veraltete Artikel. Für Orientalistenhasser ist sie ein beliebtes Hassobjekt, was wohl ein Indiz ihrer Qualität und Wichtigkeit ist. Die dritte Ausgabe ist weniger gediegen, „populärer“ als die zweite. Das sieht man öfter bei Enzyklopädien; auch die Britannica hatte ihren Höhepunkt bereits vor vielen Jahren.

Diakritische Zeichen: ǧāhilīya, qur’ān, ḳur’ān, Dimashḳ

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Encyclopaedia Iranica = EIr

Die Encyclopaedia Iranica (EIr), Hrsg. Ehsan Yarshater et al., London/New York/Costa Mesa, 1982–, ist ein bibliografisches Monstrum; ich habe den Titel hier vereinfacht wiedergegeben. Sie ist das wichtigste englischsprachige Nachschlagewerk zu allen Themen, die mit Iran, Zentralasien und dem islamischen Indien zu tun haben und behandelt auch viel Allgemein-Islamisches, meistens unter Betonung der schiitischen Erscheinungsform. In Qualität und Umfang übertreffen die Beiträge oft die der Encyclopaedia of Islam, aber das Werk ist noch nicht fertig.

Die EIr wird von Gelehrten außerhalb Irans herausgegeben, so dass keine ideologische Einflussnahme seitens des iranischen Staates zu befürchten ist. Das Werk steht allen Interessenten völlig kostenlos(!) online zur Verfügung. Eine Webseite in diesem Umfang kostet natürlich Geld; sie wird durch non-profit Organisationen und Privatleute bezahlt. Überdies bittet man um Spenden. Sehr sympathisch, wenn man bedenkt, dass vergleichbare andere Nachschlagewerke sehr teuer sind.

Wie findet man einen Artikel in der EIr? Hier kann man die elektronische Suchmaschine benutzen. Aber die Transkription in der EIr ist eine iranistische, die etwas anders ist als die der Arabistik. Wenn man z. B. den arabischen Begriff tawakkul sucht, wird man hier unter tawakkol fündig. Gāhilīya heißt hier jahiliyya; einen Artikel unter diesem Titel gibt es (noch?) nicht. Dafür findet man unter „Pre-Islamic Period“ viele ausführliche Fundstellen; allerdings, wie zu erwarten war, hier zum vorislamischen Iran und nicht zu Arabien.

Postscriptum 5.3.2020. Schluss mit Lustig: Die EIr wird vom Verlagshaus Brill übernommen, was bedeutet, dass sie in Zukunft teuer sein wird.

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Wörterbücher Klassisch-Arabisch

Mit Klassisch-Arabisch ist hier einfach gemeint: die älteren Sprachphasen des Arabischen, von ± 550 bis tief ins 19. Jahrhundert. Viele Studierende und sogar Arabisten mit Abschluss wursteln sich durch alte Texte mit Hans Wehrs Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Das ist traurig, aber verständlich, weil es nur zwei deutschsprachige Wörterbücher für das ältere Arabisch gibt.
Das mit Abstand beste Wörterbuch weltweit ist das riesige

  • Wörterbuch der klassischen arabischen Sprache (WKAS), hrsg. Deutsche Morgenländische Gesellschaft, Wiesbaden 1957–2009.

Es ist ein sog. Belegwörterbuch, d.h. aus einem enormen Textcorpus ist jedes Wort unter Erwähnung der Fundstelle aufgenommen. Das WKAS ist hervorragend, aber hat trotzdem einige Nachteile: es ist sehr teuer und viel zu groß für den Alltag, und schlimmer noch: es behandelt nur zwei Buchstaben: kāf und lām! Es gibt in Deutschland nicht genug Arabisten, die bereit und in der Lage wären, die Arbeit fortzusetzen. Überdies ist die Republik so verarmt, dass sie kein Geld mehr hat; schon gar nicht um Experte aus dem Ausland heranzulocken.
Sehr viel schlechter ist:

  • A. Wahrmund, Handwörterbuch der neu-arabischen und deutschen Sprache, 2 Tle. in 3 Bdn., Gießen 1887. Band 1. Band 2.

Es enthält viele Fehler und die Systematik ist katastrofal. Nur bei Texten aus dem 19. Jahrhundert lohnt sich die Benutzung.

Wer Französisch kann, nimmt für den Alltag:

  • A. de Biberstein Kazimirski, Dictionnaire arabe-français, contenant toutes les racines de la langue arabe, 2 Bde., Paris 1860 und spätere Nachdrucke. Band 1. Band 2.

Kleiner und weniger interessant ist:

  • J. Belot, Al-Farāʾiḍ al-durrīya ʿarabī firansīAl-Faraid, Vocabulaire arabe-français à l’usage des étudiants, Beirut 1890 und spätere Nachdrucke.

Wer English kann, hat folgendes zur Verfügung:

  • J. G. Hava, Al-Farāʾiḍ al-durrīya ‘arabī inkilīzī = Al-Faraid, Arabic English Dictionary, Beirut 1896 und spätere Nachdrucke. [In den USA erhältlich. Passt auf dem Nachtschrank.]
  • E. W. Lane, Maddu-l-Qāmūs, An Arabic-English Lexicon, derived from the best and the most copious eastern sources …, Vol. 1–5, London 1863–74; Vol. 6–8, ed. by Stanley Lane Poole, London 1877–93. [versch. Nachdrucke, auch online einzusehen und herunterzuladen]

Lane starb ungefähr bei der Buchstabe qāf. Sein Erbe hat aus dem Nachlass die späteren Buchstaben und auch noch ein Supplement herausgegeben, aber er fand nicht viel Material, weshalb diese Buchstaben sehr unvollständig abgedeckt sind. Lane hat viele Bedeutungen aus jahrhundertealten arabisch-arabischen Wörterbüchern ins Englische übertragen. Auch das, was er selbst während seines sehr langen Ägyptenaufenthalts gelernt hatte, hat seinen Weg ins Lexicon gefunden. Um es gelinde auszudrucken: Dieses Wörterbuch ist jämmerlich und nicht mehr zeitgemäß. Koranische Wörter werden oft eher theologisch als sprachwissenschaftlich erklärt. Lane gibt viele Bedeutungen, die bei näherem Betrachten auch bei Hava zu finden waren. Aber dort steht nur ein Wort, während Lane eine Erklärung und einen Kontext gibt. Der unmögliche Lane is also doch … eh ja, unverzichtbar! Ein Arabist muss also auch viktorianisches Englisch kennen. Nach längerer Zeit lernt man Lane trotz allem lieben; das heißt glaube ich Stockholm-Syndrom.
Belot und Hava sind zwei Erscheinungsformen desselben Wörterbuchs, gute Arbeit von Beiruter Jesuiten. Nur der auf Sexualität bezogene Wortschatz kommt darin nicht vor. So etwas wie Kazimirski gibt es auf Englisch nicht. Wer kein Französisch kann, ist also für das schnelle Nachschlagen im Alltag auf Hava angewiesen.

Bei der Lektüre von alten Texten aus Nord-Afrika und Spanien ist oft nützlich:

  • Reinhart P. Dozy, Supplément aux dictionnaires arabes, 2 Bde., Leiden 1881.

Wer modernes Hocharabisch beherrscht, kann benutzen:

  • Buṭrus al-Bustānī, Kitāb Muḥīṭ al-Muḥīt: ay qāmūs muṭawwal lil-lugha al-ʿarabīya, 2 Bde., Beirut 1867–70 und spätere Nachdrucke,

oder kann den Umweg über Lane vermeiden und selbst in die alten Wörterbücher abtauchen, z. B.:

  • Ibn Manẓūr, Lisān al-‘arab, 15 Bde., Beirut 1955.
  • Muḥibb ad-dīn Murtaḍā az-Zabīdī, Tādj al-‘arūs, hrsg. ‘Abd as-­Sattār Aḥmad Farrādj, Kuwait 1965ff.

Sehr praktisch ist die Webseite baheth, wo man mit nur einem Suchauftrag (in arabischer Schrift) Lisān al-ʿarab und noch einige arabisch-arabische Wörterbücher zur gleicher Zeit konsultieren kann. Als pdf gescande Wörterbücher gibt es hier (diese Info verdanke ich Frank Weigelt, Bergen, N). Nachteil: Wenn Sie oft etwas nachschlagen wollen, ist es viel Arbeit.

Speziell für den Wortschatz des Korans gibt es:

  • Elsaid M. Badawi en Muhammad Abdel Haleem, Arabic-English Dictionary of Qur’anic Usage, Leiden 2010.

und bescheidener:

  • A. A. Ambros en Stephan Procházka, A Concise Dictionary of Koranic Arabic, Wiesbaden 2004.

Es gibt noch etliche andere spezialisierte Wörterbücher und Glossare, aber ich glaube, das reicht fürs Erste.

Siehe weiter: Arabisch lernen     Grammatikunterricht Arabisch
• Lehrbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Grammatiken: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Wörterbücher: Modernes Hocharabisch, Dialekte

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Grammatik Modernes Hocharabisch

In einem Lehrbuch werden Morphologie und Syntax einer Sprache bruchstückweise und (hoffentlich) pädagogisch aufbereitet angeboten. In einer Grammatik wird derselbe Stoff, und meistens noch mehr, systematisch behandelt. Beide Buchtypen sollten eigentlich deutlich von einander unterschieden sein, aber weil die Grammatiken des Modernen Hocharabisch (noch) so unzureichend sind, nimmt man manchmal auch Zuflucht zu Lehrbüchern, wenn man eigentlich eine Grammatik haben will.

Eine einfache Anfängergrammatik, die sowohl Morphologie wie Syntax gut behandelt, ist:

  • Eckehard Schulz, Modernes Hocharabisch, Grammatik, Wiesbaden (Reichert), 2004.

Fortgeschrittene können aus den folgenden Lehrbüchern viel über die Grammatik lernen:

  • Blohm/Reuschel/Samarraie, Lehrbuch des modernen Arabisch, Teil II/1 und II/2, Leipzig (VEB Verlag Enzyklopädie), 2. Aufl. 1989,
  • Krahl/Reuschel/Jumaili, Modernes Arabisch. Lehrbuch für Fortgeschrittene, Dolmetscher und Übersetzer. Durchgesehen und überarbeitet von Eckehard Schulz, Wiesbaden (Reichert) 2004.

Das DDR-Buch wird hier noch erwähnt, weil es trotz zahlreicher Druckfehler eine Meisterleistung war und das Nachfolgewerk nicht alles daraus enthält.

Im Englischen gibt es eine gute, aber wenig übersichtliche Syntax:

  • Elsaid Badawi, M.G. Carter & Adrian Gully, Modern Written Arabic. A Comprehensive Grammar, London (Routledge) 2004.

Eine große Syntax des MHA ist im Entstehen begriffen:

  • Hashem El-Ayoubi, Wolfdietrich Fischer und Michael Langer, Syntax der Arabischen Schriftsprache der Gegenwart, Wiesbaden (Reichert) 2001–.

Von den versprochenen vier Teilen sind aber bis dato erst zwei erschienen; zusammen 1770 Seiten. Dieses Werk ist das Beste, das je publiziert wurde. Nach seiner Vollendung wird es bestimmt Grundlage einer kleineren Syntax für Unterrichtszwecke.

Das ältere Werk:

  • Vicente Cantarino, Syntax of Modern Arabic Prose, 3 Bde., Bloomington/London 1974–5.

ist ziemlich mangelhaft und sollte vielleicht besser im Regal bleiben.

Angesichts der Notlage bei der Beschreibung des klassischen Arabisch kann die neue Syntax gelegentlich auch dort hilfreich sein. Wenn sie andererseits bei der Lektüre moderner Texte (noch) nicht alle Fragen beantwortet, flüchtet man wiederum in die Grammatiken des klassischen Arabisch .

Eine Fachzeitschrift ist Zeitschrift für Arabische Linguistik.

Siehe weiter: Arabisch lernen     Grammatikunterricht Arabisch
Lehrbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
Grammatiken: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
Wörterbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte

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Grammatik Klassisch-Arabisch

Mit Klassisch-Arabisch ist hier einfach gemeint: die ältere Sprachphase des Arabischen, von ± 550–1830. Am Anfang unvermeidlich(?) ist:

  • W. Fischer, Grammatik des klassischen Arabisch, Wiesbaden 1972 und spätere Ausgaben.

Es ist ein unangenehmes Werk und der Schrecken eines jeden Studenten, der in der Schule (angeblich(?)) keinen Grammatikunterricht mehr bekommen hat. Hybride Sprachbeschreibung, Anhäufung von Kürzeln.
Wer den Mut hat, kann auch gleich weiterhüpfen zum noch älteren, aber vielleicht besseren Werk, das auch heruntergeladen werden kann.

  • W. Wright, A Grammar of the Arabic Language, 2 vols., Cambridge 18963.

Vom Gebrauch älterer Auflagen ist abzuraten. Der erste Band enthält die Morphologie, der zweite die Syntax. Wright ist auch beim Lesen alter arabischer Poesie benutzbar.
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Für Fortgeschrittene sehr schön ist:

  • H. Reckendorf, Arabische Syntax, Heidelberg 1921.

Für Spezialisten gibt es noch das Kleingedruckte und die Sonderprobleme:

  • Th. Nöldeke, Zur Grammatik des classischen Arabisch, Wien 1897; […] bearbeitet und mit Zusätzen versehen von Anton Spitaler, Darmstadt 19632.
  • H. Reckendorf, Die syntaktischen Verhältnisse des Arabischen, Leiden 19672.
  • Simon Hopkins, Studies in the Grammar of Early Arabic, Oxford (OUP) 1984.
  • Manfred Ullmann, Beiträge zur arabischen Grammatik, Wiesbaden 2013 (und viele andere Schriften Ullmanns).

Des Weiteren steht viel Neues in den Lieferungen der Zeitschrift für Arabische Linguistik.
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Schmerzlich vermisst wird eine Grammatik des koranischen Arabisch.
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Aus vier Gründen wird wenig an der Grammatik des Klassisch-Arabischen gearbeitet: 1. Arabisten sind faule Säcke, mich nicht ausgenommen. Oder wenn man so will: Sie leben in steter Krise, wegen der Orientalismusproblematik. 2. Es gibt nur wenige Arabisten, die sich überhaupt der Sprachwissenschaft widmen. 2. Diese Wenigen konzentrieren sich lieber auf MHA als auf die älteren Sprachphasen, 4. Die Arabistik hat schwer am Erbe des vergangenen Jahrtausends zu tragen. Man empfindet es als schwierig, sich von der traditionellen Grammatik der Araber zu lösen und die Sprache noch mal neu zu beschreiben.

Siehe weiter: Arabisch lernen     Grammatikunterricht Arabisch
• Lehrbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
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