Die Hölle nach al-Kisa’i (Übersetzung/Text)

Al-Kisāʾīs Beschreibung der Hölle:

Wahb ibn Munabbih hat gesagt: Die Hölle (ǧahannam) hat sieben Tore: der Abstand zwischen je zwei von ihnen ist eine Reise von fünfhundert Jahren. In jedem Tor gibt es siebzigtausend Arten der Folter: Seile, Handfesseln, Fußfesseln, Ketten, Gifte, ḥamīm und zaqqūm.
Das erste ist Ǧahannam (Gehenna). Das zweite ist Laẓā, das ist für die Götzendiener.
Das dritte ist Ḥuṭama, für Yādjūdj en Mādjūdj (Gog und Magog) und ähnliche Ungläubige.
Das vierte ist Saʿīr, das ist für den Satan, [wie] Gott gesagt hat: Wir haben die Strafe des Höllenbrandes (saʿīr) für sie bereitet (Koran 67:5).
Das fünfte ist Saqar, für diejenigen, die das Gebet nicht verrichten und keine Almosen geben, wie Er gesagt hat: Was hat euch in die Hitze (saqar) gebracht? Sie werden sagen: Wir haben nicht zu denen gehört, die das Gebet verrichteten, und die Armen haben wir nicht gespeist; wir haben es mit denen gehalten, die plauderten, und den Tag des Gerichts haben wir geleugnet, bis der sichere Tod zu uns kam (K. 74:42–47).
Das sechste ist Djaḥīm, das ist für die Juden, Christen und Zoroastrier.
Das siebte ist Hāwiya, das ist für die Heuchler, denn Er sagt: Die Heuchler befinden sich auf dem untersten Grund des Höllenfeuers (K. 4:145). Dies alles ist Seinem Wort entnommen: Sie hat sieben Tore. Jedem Tor wird ein Teil von ihnen zugewiesen. (K. 15:44).

Ibn ʿAbbās hat gesagt: Das Paradies ist an der rechten Seite des Thrones und das Höllenfeuer (nār) ist an der linken Seite und es hat sieben Köpfe.
Kaʿb al-Aḥbār hat gesagt: Sie [= die Hölle] hat sieben Schichten, sieben Tore und sieben Köpfe, von denen jeder dreiunddreißig Münder hat. In jedem Mund sind Zungen, deren Zahl niemand kennt, außer Gott; sie loben Gott in vielen Weisen. Es gibt dort Bäume aus Feuer, deren Dornen wie lange Lanzen sind und die lodern mit Feuern; daran hängen Früchte aus Feuer und auf jeder Frucht ist eine Schlange, die den Ungläubigen bei den Augenlidern und Lippen packt und dann sein Fleisch abstreift, bis an die Füße. Und es gibt Höllenengel mit eisernen Krummstäben in den Händen; jeder hat am Ende dreihundertsechzig Feuersäulen, die weder Dschinn noch Menschen tragen können. Darüber sind neunzehn Engel gesetzt, wie Gott sagt: … die Haut versengend. Neunzehn sind über sie gesetzt. (K. 74:29–30), die Gott nicht ungehorsam sind und ausführen, was ihnen befohlen wird.

Arabische Quelle: Al-Kisāʾī, Vita prophetarum, hrsg. Isaac Eisenberg, Leiden 1922, 18–19. Koranübersetzungen frei nach Rudi Paret.

صفة جهنم.
قال وهب بن منبه: وأما جهنم فلها سبعة أبواب ما بين البابين مسيرة خمسمائة عام في كل باب سبعون ألف صنف من العذاب من قيود وأنكال وأغلال وسلاسل وسموم وحميم وزقوم. فأولى جهنم والثانية لَظَى وهي لعبدة الأصنام والثالثة الحُطَمَة وهي لياجوج وماجوج وما يشببههم من الكفار والرابعة السَعِير وهي للشيطان قال الله تعالى وَأَعْتَدْنَا لَهُمْ عَذَابَ السَّعِيرِ والخامسة سَقَرُ وهي لمن لا يصلّي ولا يزكّي وذلك قوله تعالى مَا سَلَكَكُمْ فِي سَقَرَ قَالُوا لَمْ نَكُ مِنَ الْمُصَلِّينَ وَلَمْ نَكُ نُطْعِمُ الْمِسْكِينَ وَكُنَّا نَخُوضُ مَعَ الْخَائِضِينَ وَكُنَّا نُكَذِّبُ بِيَوْمِ الدِّينِ حَتَّىٰ أَتَانَا الْيَقِينُ والسادسة الجَحِيمُ وهي لليهود والنصارى والمجوس والسابعة الهَاوِيَةُ وهي للمنافقين لقوله تعالى إِنَّ الْمُنَافِقِينَ فِي الدَّرْكِ الْأَسْفَلِ مِنَ النَّارِ وهذا كله مأخوذ من قوله تعالى لَهَا سَبْعَةُ أَبْوَابٍ لِكُلِّ بَابٍ مِنْهُمْ جُزْءٌ مَقْسُومٌ، قال ابن عباس الجنة عن يمين العرش والنار عن شماله ولها سبعة رؤوس. قال كعب الأحبار لها سبعة أطباق وسبعة أبواب وسبعة رؤوس في كل رأس ثلاثة وثلاثون فمًا في كل فم من الألسنة ما لا يحصي عددها الا الله تعالى وهي تسبّح الله بأنواع التسبيح وفيها أشجار من النار شوكها كأمثال الرماح الطوال فتلظى بالنيران وعليها أثمار من النار وعلى كل ثمرة حيّة تأخذ بأشفار عين الكافر وشفتيه فيسقط لحمه على قدميه وفيها زبانية في أيديهم مقامع من حديد في رأس كل مقمعة ثلثمائة وستون عمودًا من نار كل عمود يعجز عن حمله الجنّ والإنس وعليها تسعة عشر من الملائكة كما قال الله تعالى لَوَّاحَةٌ لِلْبَشَرِ عَلَيْهَا تِسْعَةَ عَشَرَ لا يعصون الله ما أمرهم ويفعلون ما يؤمرون.

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Al-Kisa’i

Muḥammad ibn ‘Abdallāh al-Kisāʾī ist ein in Vergessenheit geratener arabischer Autor, von dem nicht genau bekannt ist, wer er war und wann er lebte. War es im 10. Jahrhundert? Wir haben ein Buch von ihm mit dem Titel Qisas al-anbiyā’ (Prophetenerzählungen), das herausgegeben und ins Englische übersetzt worden ist. In der islamischen Welt ist es kaum bekannt, aber das muss früher anders gewesen sein, denn es ist in etlichen Handschriften erhalten.
Seine Sammlung Prophetenerzählungen ist einerseits viel dünner als die bekanntere Sammlung des ath-Thaʿlabī, hat aber andererseits alte „Erzähler“-Materialien bewahrt, die von woanders her nicht bekannt sind. Wie immer in solchen Erzählungen wimmelt es in den Texten von Koranversen; die aber sind des Öfteren erst nachträglich in die jeweilige Erzählung eingefügt worden, die ursprünglich ohne exegetische Absicht vorgetragen wurde. Die Propheten sind bei al-Kisāʾī ausdrücklich Wundertäter. Die Wichtigkeit Mohammeds und der Stadt Mekka wird ständig betont, wenn auch beide nicht zum eigentlichen Erzählstoff gehören. Die „Magerkeit“ der Erzählungen hat zu der Annahme geführt, dass al-Kisāʾī’s Buch ursprünglich eine Art Handbuch für Erzähler war, die das Material beliebig ergänzen und ihm ihre eigene Gestaltung mitgeben konnten. In den Handschriften weist der Text große Unterschiede auf, was darauf hindeutet, dass eine Anzahl von Überarbeitungen stattgefunden hat.

Al-Kisāʾī über die Hölle

BIBLIOGRAPHIE
Primär: Al-Kisāʾī, Vita prophetarum, hg. Isaac Eisenberg, Leiden 1922. Englische Übersetzung: Tales of the Prophets (Qiṣaṣ al-anbiyāʾ), translated by Wheeler M. Thackston Jr., Chicago 1997.
Sekundär: Roberto Tottoli, Biblical Prophets in the Qurʾān and Muslim Literature, London/New York (Routledge) 2002, 151–155; dort auch weitere bibliographische Hinweise. Etwas älter: T. Nagel, „al-Kisāʾī,“ in EI2.

Diakritische Zeichen: Muḥammad, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ, aṯ-Ṯaʿlabī

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