Saiyid Qutb, Aschwak

(Zielgruppe: Menschen, die Arabisch lesen)

Bevor der Ägypter Saiyid (oder Sayyid) Qutb (1906–1966) das Licht sah und Fürst der Islamisten wurde, beschäftigte er sich mit Literatur. Zwar nicht auf einem besonders hohen Niveau, aber immerhin: Er hat Gedichte, eine Anzahl literaturkritische Artikel und drei Romane verfasst; darunter Ashwāk, „Dornen,“ (1947). Hans Jansen nennt in der Encyclopaedia of Islam (Art. „Sayyid Kutb“) diesen gemeinhin für autobiographisch gehaltenen Liebesroman ein „rührendes Werk, das erklärt, warum der Protagonist niemals heiratete“. In der Tat qualmt einem die Sexualangst aus dem Büchlein entgegen. Auch zeigt es mal wieder, wie sehr der moderner Islamismus, der latent natürlich schon in Qutb brütete, mit der Angst vor allem Sexuellen oder gar Körperlichen zusammenhängt.

Ashwāk ist in Europa nahezu nirgendwo in Bibliotheken vorhanden. Deshalb biete ich jetzt einen Scan der zweiten Auflage des arabischen Texts (1961) hier an. Besprechen werde ich es vielleicht später. Viel Spaß!

أشواك لسيد قطب اضغط هنا

Zurück zum Inhalt       Saiyid Qutb  Sayyid Quṭb Saiyid Quṭb Sayyed Ḳuṭb Ašwāk Aschwak Ashwāk Ashwak 

Tafsir (Koranexegese): Kurzdefinition

Tafsīr ist Koranexegese oder Koranauslegung. Man findet sie meist Vers nach Vers, in den Korankommentaren des Muqātil ibn Sulaimān, Mudjāhid, ‘Abd ar-Razzāq as-San‘ānī, at-Tabarī, al-Qurtubī, ath-Tha‘labī, az-Zamakhsharī, al-Baydāwī, Ibn Kathīr, al-Djalālayn und anderer.
In der Gegenwart gibt es den Kommentar al-Manār. Auch das große Werk Saiyid *Qutbs, Fī zilāl al-qur’ān, will Koranexegese bieten, sieht aber eher wie eine Sammlung von Predigten und Meditationen aus. Die Kommentare der Neuzeit bieten häufig nur Bruchstücke aus älteren Kommentaren.

Außer in Kommentaren findet man Koranexegese auch in anderen Werken: in sīra-Schriften, in den Prophetenerzählungen und in anderen populären Schriften. S. auch den Artikel Erzähler.
Der deutsche Wikipedia-Artikel „Tafsīr“ ist gediegen und wertvoll. Interessant ist dort auch der Hinweis ganz unten auf den wichtigen EQ-Artikel „Exegesis of the Qur’ān“ von Claude Gilliot, der dort kostenfrei heruntergeladen werden kann, was andernorts nicht möglich ist. Der englische Wikipedia-Artikel ist unwissenschaftlich.

Zu den unterschiedlichen exegetischen Tätigkeiten siehe den größeren Artikel hier.

Kurzdefinitionen: Anlässe der Offenbarung, DhimmiFatwa, Hadith, Isnad, Isra’iliyatKalif, Muslim, Naskh, ProphetenerzählungenSabab an-nuzul, Scharia, Sira, SunnaTaqiya,

Diakritische tekens: Muǧāhid, ʿAbd ar-Razzāq aṣ-Ṣanʿānī, aṭ-Ṭabarī, al-Qurṭubī, aṯ-Ṯaʿlabī, az-Zamaḫšarī, al-Bayḍāwī, Ibn Kaṯīr, al-Ǧalālayn, Saiyid Quṭb, Fī ẓilāl al-qurʾān

Zurück zum Inhalt

Leichtgläubig

Was soll ein Muslim glauben? Den Koran, die Aussagen des Propheten (insoweit sie passen), und  noch eine ganze Menge alte Tradition, okay. Aber muss auch jeden Furz eines modernen Predigers geglaubt werden? Im Unterricht kamen wir auf die Behauptung des Fundi-Ziehvaters Sayyid Qutb, dass 1950 in Denver, Colorado, 48% der Schülerinnen an einem Gymnasium schwanger gewesen seien.1 Alle Studenten lachten auf; nur unsere strenge Muslima meinte, es könne doch so gewesen sein? Nein, liebes Kind, das kann es nicht. Man muss nicht mal U.S.A.-Kenner sein, um das zu verstehen. Den richtigen Prozentsatz plus noch ein Paar mehr relevante Daten zu teenage pregnancy im damaligen Denver herbeizubringen wäre auch möglich, aber es gibt Blödsinn, der so grotesk ist, dass man sich die Mühe einer Widerlegung nicht machen möchte.2
.
Die Studentin ist Halbdeutsche, hat ein deutsches Abitur, ist sehr intelligent, aber auch sehr gläubig. Und wenn man einmal zu glauben anfängt, hört man wohl nicht mehr auf. Eine Widerlegung wäre auch deshalb sinnlos, weil offenbar nur Kenntnis, die in der eigenen Gruppe verbreitet wird, als wertvoll gilt. Etwas anderes würde einfach nicht zur Kenntnis genommen werden. Mit Gott oder Religion hat das nichts zu tun. Es ist ein elender Kenntnischauvinismus, der weiß Gott nicht nur unter religiösen Menschen vorkommt.
Bleibt die Frage: Warum kommt sie zur Uni?

ANMERKUNGEN
1. „As for integrating the sexes to refine human feelings and sublimate suppressed desires, it is enough to consult the statistics regarding the number of pregnant girls in U.S. secondary schools. The number of pregnant girls accounted for as much as 48 percent of the girls attending a high school in Denver.“
Zitiert in Ahmad Bouzid, Man, Society, and Knowledge in the Islamist Discourse of Sayyid Qutb, diss. Blacksburg VG 1998, S. 183. Online hier.
2. Ich habe es dann doch mal nachgeschlagen. Es stellte sich heraus, dass in einer Schule in einem Problemviertel 4,8% (vier komma acht) der Mädels schwanger war. Wieder mal ein Fall islamistischer „Wissenschaft“.

Siehe auch Der Mufti und die Wissenschaft         Zurück zum Inhalt