Nicht-wissenschaftliche Transkription

Wenn man einen nicht-wissenschaftlichen Text schreibt, z.B. einen Beitrag für eine Tageszeitung, müssen die arabischen Namen und Wörter in lateinischen Buchstaben wiedergegeben werden, wie bei wissenschaftlichen Schriften auch.
In alltäglichen Ausgaben geht das viel unkomplizierter als in der Wissenschaft, aber auch hier soll es vernünftig und konsequent durchgeführt werden. Die bei wissenschaftlichen Transkriptionen üblichen Pünktchen unter und Striche über den Buchstaben sind hier unerwünscht. Vielleicht kann man noch gerade ^ als Zeichen für Länge durchsetzen (â für ā, usw.) und (‘) für (ʿ), obwohl viele Verleger so wenig Kram wie möglich in ihren Texten sehen wollen — zu Recht!

Abu Al Hasan für Abū al-Ḥasan ist ärgerlich; A. al-Hasan noch mehr. Abū ist ja kein Vorname! Schreiben Sie dann Abu al-Hasan.
Für Personen- und Ortsnamen nimmt man die in einflussreichen deutschen Atlanten, Enzyklopädien oder Medien (Brockhaus, FAZ) gängige Rechtschreibung: Mekka, Aleppo, Damaskus, Kairo. Man schreibt in nicht-wissenschaftlichen Texten as-Schafi’i statt aš-Šāfiʿī, as­-sana ad-­dirâsîya al-­gadîda oder as-­sana ad-­dirasiya al-­gadida statt as-sana ad-dirāsīya al-ǧadīda und Saddam Hussein statt Ṣaddām Ḥusain. Beachten Sie: dessen Nachname hat im Arabischen kein „verdoppeltes“ s (mit šadda); aber ein einziges s würde im Deutschen zur falschen Aussprache führen. Wie ist es mit Hassan? Meistens ist Ḥasan gemeint, aber Ḥassān gibt es auch. Es sind zwei unterschiedliche Namen.
Man schreibt auch as-Schafi’i, wenn man in einer französischen Quelle vielleicht ach-Châfi’i vorfindet. Jedoch bei Ortsnamen in Nord-Afrika kann die französische Orthographie erhalten bleiben: Oued statt Wadi (wādī). Entscheidend ist in solchen Fällen der Brockhaus oder ein  deutscher Atlas o.Ä. (Knaurs Großer Weltatlas ist ein britisches Produkt, in dem die Transkription nur zum Teil umgearbeitet ist).1 Dasselbe gilt für arabische Wörter, die seit Längerem im Deutschen vorkommen: Hadsch, Dschinn, Dschihad, Fatwa (s. Duden oder Wahrig).
Konsequent ist die Gewohnheit arabisch z und in populären deutschen Texten als s zu transkribieren; ar. Zahra = dt. Sahra (Frauenname). Arabisch  ist im Deutschen am Wortanfang jedoch s in „Sahara“ (ṣaḥārā; wohl über das Französische ins Deutsche gelangt). Dass Ṣanʿāʾ, die Hauptstadt des Jemen, in Deutschland Sana heißt, was eher an ein Sanitätshaus erinnert, damit müssen wir leben.

Suchen Sie Saiyid Quṭb in einem ausländischen Katalog? Versuchen Sie auch Qutb, Sayyid oder Qutb, Sayyed, oder (französisch): Qotb, Sayyid oder vielleicht sogar irgendwo Kotb. Oder schauen Sie unter s bei Sayyid, Saiyid, Sayyed Qutb: nicht alle Kataloge verstehen Sayyid als Vornamen. Auf Türkisch heißt er Seyyid Kutub. (Aber warum sollten Sie ihn suchen? Er wird stark überbewertet.)

Wer ist Herr Chéhata? Anderswo heißt er vielleicht Shahata; wissenschaftlich Šaḥāta.

Der ägyptische Romanschreiber Naǧīb Maḥfūz wird unwissenschaftlich Nagib Mahfus transkribiert. Nicht­wissenschaftliche ausländische Transkriptionen sind Naguib Mahfouz, engl.: Najib oder Nagib Mahfuz (älteres und „indisches“ Englisch: Najeeb Mahfooz), ndl.: Nagieb Mahfoez, türkisch: Necib Mahfuz usw.

Ein Bereich, in dem immer nicht-wissenschaftlich transkribiert wird und manchmal Probleme entstehen, ist die Wiedergabe von Personennamen in Ausweisen und offiziellen Unterlagen.
Für Träger eines arabischen Namens ist es wichtig immer die Transkription ihres Namens zu benutzen, die im Pass geführt wird — auch wenn diese komisch oder sogar falsch ist! Es kann sonst passieren, dass eine Behörde die Identität einer Person auf Grund einer abweichenden Transkription nicht anerkennt.

ANMERKUNG
1. Aber eine gewisse Orientierung am Englischen in der Transkription ist in deutschen Schriften vielleicht gar nicht von Nachteil. Etliche Buchstaben, die in der deutschen wissenschaftlichen Transkription mit einem Sonderzeichen wiedergegeben werden (š ġ ṯ ḏ ḫ ), wirken komisch oder werden einfach unrichtig, wenn man sie zu s g t d h vereinfacht. Dann ist die englische Lösung mit Doppelkonsonanten (sh gh th dh kh ) sowohl aussagekräftiger als auch komfortabler. Dann sollte diese „englische“ Transkription natürlich konsequent und nicht nur bei schwierigen Wörtern durchgeführt werden.

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