Koranverse erweitert und vergrößert

Koranverse können in Erzählungen erweitert und vergrößert werden. Soweit ich jetzt überblicken kann, ist Erweiterung eine Sache der Koranexegese (tafsīr), während Vergrößerung in der Mohammedbiographie (sīra)  und den Prophetenerzählungen (qisas al-anbiyā’) stattfindet. Bestimmt gibt es auch Überlappungen zwischen beiden Verarbeitungsweisen.
.
————
.
Eine Erweiterung (amplification) geht wie folgt: Ein Vers oder einige Wörter aus der Schrift werden herangezogen und mit einer kurzen Erzählung spielerisch umkleidet. Dies bietet dem Erzähler die Gelegenheit einiges schwer Verständliche zu erklären.
.
Der Koranvers: Und Abraham sagte: „Ich will zu meinem Herren gehen. Er wird mich rechtleiten.“ „Mein Herr! Schenk mir einen von den Rechtschaffenen!“ Und wir verkündeten ihm einen braven Jungen,1 ist zum Beispiel der Ausgangspunkt einer exegetischen Erzählung:

  • Als Ibrāhīm (Abraham), der Freund Gottes, sich von seinen Leuten getrennt hatte und er nach Syrien emigrierte, auf der Flucht mit seiner Religion, sowie Gott sagt: „Ich will zu meinem Herrn gehen,“ bat er zu Gott, dass Er ihm bei Sarah einen Sohn schenken würde von den Rechtschaffenen: „Mein Herr, gib mir einen von den Rechtschaffenen!“ Als seine Gäste, die Engel, die zu der umgeworfenen Stadt gesandt waren, bei ihm abstiegen, verkündeten sie ihm einen braven Jungen.2

Die kursiv gedruckten Wörter sind Korantext; der Rest ist darum herum erzählt. Im Judentum würde man von „Midrasch“ reden. Die Absicht ist offenbar, den Vers näher zu erklären, indem auf verspielte Weise etwas mehr erzählt wird, und ihn ins größere Ganze der Heilsgeschichte zu platzieren.
.
————
.
Von Vergrößern (blow up) kann man reden, wenn ein Koranvers die Basis einer längeren Sira-Erzählung bildet, die zwei oder mehr Seiten in Beschlag nehmen kann. Ob die Absicht Koranauslegung oder vielmehr die Koranisierung bereits vorhandenen narrativen Materials ist, ist nicht immer eindeutig.
.
Ein Beispiel ist die Erzählung zu den Teufelsversen (English: Satanic verses). Diese Erzählung hat als Quelle den Vers: Und wir haben vor dir keinen Gesandten oder Propheten geschickt, ohne daß ihm, wenn er etwas wünschte, der Teufel in seinen Wunsch unterschoben hätte. Aber Gott tilgt dann, was der Teufel (dem Gesandten oder Propheten) unterschiebt. Hierauf legt Gott seine Verse (eindeutig) fest.3
.
Die Erzählung werde ich jetzt anhand der koranischen Elemente kurz zusammenfassen; in vollständiger Form kommt es später *hier.
.
wenn er etwas wünschte: Mohammed wollte seinen ungläubigen Stadtgenossen, die ihm in die Quere kamen und ihn verfolgten, durch Anerkennung ihrer drei Göttinnen entgegenkommen.
dass ihm […] der Teufel […] in seinen Wunsch unterschoben hätte: Er bekam vom Teufel zwei falsche Koranverse eingegeben, die er in Sura 53 einfügte. Die Mekkaner freuten sich.
aber Gott tilgt […], was der Teufel […] unterschiebt: Gabriel erscheint um dem Propheten bestrafend zuzureden und die falschen Verse zu tilgen.
hierauf legt Gott seine Verse (eindeutig) fest: Der Prophet bekommt die richtige Fortsetzung der Sura offenbart.4
.
Ein zweites Beispiel: die Verschwörung der ungläubigen Mekkaner, die sich am Vorabend der Hidschra des Propheten entledigen wollen. Die ganze Erzählung wird irgendwann *hier übersetzt werden.
Quelle ist Koran 8:30: Und damals, als die Ungläubigen gegen dich Ränke schmiedeten, um dich einzusperren oder zu töten oder zu vertreiben! Sie schmieden Ränke, aber auch Gott schmiedet Ränke. Gott ist der beste, der Ränke schmiedet.5

Eine Zusammenfassung der Erzählung zeigt wie sie mit dem Koranvers zusammenhängt:

als die Ungläubigen gegen dich Ränke schmiedeten: der Gemeinderat Mekkas kommt im Rathaus zusammen um einen Plan über den „Fall“ Mohammed zu schmieden. Der Teufel ist anwesend als Berater.
um dich einzusperren: einer der Vorschläge ist, den Propheten einzusperren und verhungern zu lassen.
oder zu vertreiben: ein anderer ist, ihn aus der Stadt zu vertreiben.
oder zu töten: der dritte und letzte Vorschlag (im Koranvers der zweite) wird vom Teufel gutgeheißen: Die mekkanischen Gegner werden Mohammed mit zwölf Mann töten, um die Blutschuld zu streuen.
sie schmieden Ränke: noch ein Hinweis auf die Beratschlagung.
aber auch Gott schmiedet Ränke: Gott hat einen Gegenplan. ‘Alī soll sich im Bett des Propheten schlafen legen. Die Gegner werden zeitweilig geblendet, so dass sie den Propheten nicht sehen können, wenn er entwischt.
Gott ist der beste, der Ränke schmiedet: Gottes List ist erfolgreich und der Prophet kann entkommen und seine Hidschra antreten.6
.
Es gibt in diesen letzten beiden Erzählungen Elemente, wie z.B. der Auftritt des Teufels, die sicherlich nicht koranisch sind. Wer weiß: vielleicht war der ursprüngliche Stoff sogar überhaupt nicht koranisch. Aber der Aufbau in dieser Form folgt dem der Verse auf dem Fuße.
.
In Siratexten gibt es noch einige Stellen, an denen ein Koranvers die Grundlage einer Erzählung bildet.7 Es wird deutlich sein, dass wir es in solchen Fällen nicht mit Geschichtsschreibung zu tun haben.

ANMERKUNGEN:
1. Koran 37:100–1: ‎وَقَالَ إِنِّي ذَاهِبٌ إِلَىٰ رَبِّي سَيَهْدِينِ رَبِّ هَبْ لِي مِنَ الصَّالِحِينَ فَبَشَّرْنَاهُ بِغُلَامٍ حَلِيمٍ . Übersetzung Paret.
2. Ath-Thaʿlabī, Qisas al-anbiyā’, Beirut 2004, S. 95. Idem, übers. H. Busse, Wiesbaden 2006, S. @.
3. Koran 22:52: ‎وَمَا أَرْسَلْنَا مِنْ قَبْلِكَ مِنْ رَسُولٍ وَلَا نَبِيٍّ إِلَّا إِذَا تَمَنَّىٰ أَلْقَى الشَّيْطَانُ فِي أُمْنِيَّتِهِ فَيَنْسَخُ اللهُ مَا يُلْقِي الشَّيْطَانُ ثُمَّ يُحْكِمُ اللهُ آيَاتِهِ وَاللهُ عَلِيمٌ حَكِيمٌ . Übersetzung Paret.
4. At­-Tabarī, Ta’rīkh al-mulūk wal-rusul, hg. M.J. de Goeje et al, Leiden 1890 ff, i, 1192–5.
5. وَإِذْ يَمْكُرُ بِكَ الَّذِينَ كَفَرُوا لِيُثْبِتُوكَ أَوْ يَقْتُلُوكَ أَوْ يُخْرِجُوكَ ۚ وَيَمْكُرُونَ وَيَمْكُرُ اللهُ وَاللهُ خَيْرُ الْمَاكِرِينَ
6. Ibn Ishāq: Das Leben Muhammed’s nach Muhammed Ibn Ishâk bearbeitet von Abd el-Malik Ibn Hischâm, hg. F. Wüstenfeld, Göttingen 1858–60, 323–329.
7. Z. B. Koran 3:199 und die Geschichte der muslimischen Migranten bei dem abyssinischen Negus, Ibn Ishāq: o.c., 323–329. Cf. W. Raven, „Some early islamic Texts on the Negus of Abyssinia,” JSS 33/2 (1988), S. 197–218, insbes. S 201; online hier.

Diakritische Zeichen: qiṣaṣ al-anbiyāʾ, Aṯ-Ṯaʿlabī, aṭ­-Ṭabarī, Taʾrīḫ, Ibn Isḥāq

Zurück zum Inhalt

Enthaarungspaste

Wer hat die Enthaarungspaste erfunden? Das waren die Teufel und sie taten es auf Verlangen König Salomos. Dieser bekam nämlich Besuch der Königin von Saba, Bilqis, die behaarte Beine hatte, was er unattraktiv fand. Die Beine bekam er zu sehen, als sie über einen gläsernen Palastboden schritt und dabei ihr Kleid hochzog. So erzählt es wenigstens der arabische Autor ath-Tha‘labī (gest. 1035) in seinem Qisas al-anbiyā’ (Prophetenerzählungen)

  • Die Teufel hatten sich gegen Bilqis verschworen und Sulaimān (Salomo) von ihr erzählt: „Ihre Füße sind wie Eselspfoten und sie hat behaarte Beine, weil ihre Mutter eine Dschinnin war.“ Sulaimān wollte die Wahrheit wissen und ihre Füße und Beine sehen, und deshalb befahl er den Palast zu bauen.
    […]
    Als Bilqis kam, sagte man zu ihr: „Tritt in den Palast ein!“ Als sie [den Boden] sah, meinte sie, es sei eine Wasserfläche, also entblößte sie ihre Unterschenkel, um [das Wasser] zu durchwaten und auf Sulaimān zuzugehen. Dieser betrachtete sie und fand, dass sie prächtige Beine und Füße habe, nur dass ihre Beine behaart seien. Als Sulaimān das sah, wandte er sich ab und rief ihr zu, es sei nur ein Palast, der mit Glasplatten ausgelegt sei, und kein Wasser.
    […]
    Die Gelehrten sind sich nicht einig über das, was ihr widerfuhr, als sie sich Gott ergeben hatte. Die meisten sagten, Sulaimān habe sie danach heiraten wollen, aber habe gegen ihre dichte Beinbehaarung einen Widerwillen gespürt und gedacht: „Ist das hässlich!“ Darum habe er die Menschen nach einem Mittel gefragt, um sie zu entfernen, und sie sagten: „Ein Rasiermesser.“ Die Frau aber sagte: „Eisen hat mich noch nie berührt.“ Also habe Salomo darauf verzichtet, denn er habe gemeint, es schneide in ihr Bein. Dann habe er die Dschinn gefragt, die sagten: „Wir wissen es nicht.“ Darauf habe er die Teufel gefragt, aber diese hätten gelogen und auch gesagt: „Wir wissen es nicht.“ Als er aber stark darauf gedrungen habe, hätten sie gesagt: „Wir werden schon etwas finden, so dass ihre Beine blank wie Silber werden.“ Darauf hätten sie ihr eine Enthaarungspaste und ein Bad bereitet. (Ibn ʿAbbās sagt, das sei das erste Mal gewesen, dass eine Enthaarungspaste gesehen worden sei.) Dann heiratete Sulaimān sie.1

Wir haben es hier mit einem Stück Koranauslegung des Typs Midrasch zu tun (s. Tafsīr: Erweiterung). Bei den Christen ist diese Gattung nicht bekannt, aber bei den Juden schon. Als Grundlage wird ein Vers oder Fragment aus der Schrift genommen und drumherum wird eine Erzählung gebaut. Zu Grunde liegt in diesem Fall der folgende Koranvers:

      • Man sagte zu ihr: „Tritt in den Palast ein!“ Als sie [den Boden] sah, meinte sie, es sei eine Wasserfläche und entblößte ihre Unterschenkel. [Sulaimān] sagte: „Es ist ein Palast, der mit Glasplatten ausgelegt ist.“ Sie sagte: „Mein Herr! Ich habe gegen mich selber gesündigt. Ich ergebe mich nun zusammen mit Salomo Gott, dem Herrn der Menschen in aller Welt.“ 2

An diesem einen Koranvers hängt für die Muslime die ganze Erzählung über die behaarte Beine und das Mittel dagegen. In der obigen Übersetzung habe ich die Koranzitate kursiviert. Die Erzählung über Sulaimān und Bilqis ist viel länger, auch im Koran. Natürlich gehört sie zu den Legenden jüdischen Ursprungs (isrā’īlīyāt).3 Die islamischen Fassungen der Prophetenerzählungen gehen zurück auf die Erzähler aus dem ersten Jahrhundert des Islams, die den Auftrag hatten den Koran auszulegen und über den Propheten zu erzählen, aber auch über die früheren Propheten, wie Sulaimān einer war. Später wurden die Erzähler weniger geschätzt und es kamen die seriösen Schriftgelehrten, die ‘ulamā’, an die Reihe.

Ath-Tha‘labī schrieb einen seriösen Korankommentar, aber daneben noch sein berühmtes Buch Prophetenerzählungen, in dem er, wie er selber sagt, das Material habe loswerden können, das für den Kommentar nicht gut genug war. Die obige Erzählung fand er also schon zweitrangig. Trotzdem hat er — und haben die Muslime aller Jahrhunderte — die Prophetenerzählungen nicht wegwerfen wollen. In der Tat sind sie dazu viel zu unterhaltsam. Überdies ist zu bedenken, dass seriöse Korankommentare doch auch nicht selten auf Material von solchen Erzählern basieren, wenn es auch gesäubert, abgeflacht und in theologisch korrekte Form gebracht ist.

ANMERKUNGEN:
1. Der Text ist aus der Sulaimānerzählung in aṯ-Ṯaʿlabī, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ. Ausgabe und Seitenzahl zu nennen hat wenig Sinn, weil es unzählige Ausgaben gibt, alle gleich unkritisch.
2. Koran 27:44: ‎قِيلَ لَهَا ادْخُلِي الصَّرْحَ فَلَمَّا رَأَتْهُ حَسِبَتْهُ لُجَّةً وَكَشَفَتْ عَنْ سَاقَيْهَا قَالَ إِنَّهُ صَرْحٌ مُمَرَّدٌ مِنْ قَوَارِيرَ قَالَتْ رَبِّ إِنِّي ظَلَمْتُ نَفْسِي وَأَسْلَمْتُ مَعَ سُلَيْمَانَ للهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ
3. Bei Ginzberg, The Legends of the Jews. Klicken Sie hier; dann scrollen Sie weiter bis zu den Wörtern „Benaiah conducted the queen to Solomon,“ dann haben Sie es. Für die Quellennachweise brauchen Sie schon Ginzbergs gedrucktes Werk.

Zurück zum Inhalt

Ausländischer Wolf

Ein Fragment aus einer Prophetenerzählung von at-Tha‘labī:

In Koran 12:17 sagen Josephs Brüder, nachdem sie ihn in der Wüste zurückgelassen haben, zu ihrem Vater Jakob: وتركنا يوسف عند متعنا فأكله الذئب , wir […] ließen Joseph bei unseren Sachen zurück. Da fraß ihn ein Wolf. Die Erzählung fantasiert darum herum:

  • [Jakob] sagte zu ihnen: „Wenn es wahr ist, was ihr sagt, daß der Wolf Joseph gefressen hat, wo ist dann der Wolf? Bringt ihn her!“ Da gingen sie hin, nahmen ihre Stricke und Stöcke, zogen in die Wüste, jagten einen Wolf, packten ihn und fesselten ihn. Dann brachten sie ihn zu Jakob und legten ihn vor ihn hin.
    [Dann … stellte Jakob den Wolf zu Rede … .] Da redete der Wolf und sagte: „Nein, bei der Wahrheit deiner grauen Haare, Prophet Gottes! Ich habe deinen Sohn nicht gefressen. Euer Fleisch und Blut, ihr Propheten, ist uns verboten. Ich bin, fürwahr, ein Wolf aus dem Land Ägypten.“ Da sagte Jakob zu ihm: „Und was hat dich in das Land Kanaan geführt?“ Er sagte: „Ich bin gekommen, um Wölfe, die mit mir verwandt sind, zu besuchen!“1

Der jüdische Ursprung (isrā’īlīyāt) des Motivs ist offenkundig, es basiert auf 1. Mose 37:33–35. Jedoch die Legende des sprechenden Wolfs bei Ginzberg2 ist seiner Meinung nach arabischen Ursprungs. Hier habe ich etwas grob sein archaisierendes Englisch übersetzt. Der Wolf hat in dieser Fassung eine schöne weinerliche Ausrede. 

  • … stand Jakob auf und sprach zu seinen Söhnen, mit Tränen in den Augen: „Los, nehmt eure Schwerter und Bogen, geht aus ins Feld und sucht; vielleicht findet ihr den Körper meines Sohnes und bringt ihn mir, so dass ich ihn begraben kann. Haltet auch Ausschau nach wilden Tieren und fangt das Erste, dem ihr begegnet, packt es und bringt es hierher! Vielleicht wird Gott mit mir in meinem Kummer Mitleid haben und wird das Tier, das mein Kind gerissen hat, in eure Gewalt bringen, so dass ich mich an ihm rächen kann.“
    Am nächsten Morgen zogen Jakobs Söhne aus, um die Bitte ihres Vaters zu erfüllen, während dieser zu Hause blieb und um Joseph trauerte. In der Wildnis fanden sie einen Wolf, den sie fingen und lebendig zu Jakob brachten, mit den Worten: „Hier ist das erste wilde Tier, dem wir begegnet sind; wir haben es mitgebracht, aber vom Körper deines Sohnes haben wir keine Spur gefunden.“ Jakob packte den Wolf und sprach mit vielem Aufhebens: „Warum hast du meinen Sohn Joseph gefressen, ohne jede Furcht vor dem Gott der Welt und ohne Rücksicht auf das Leid, das du mir antun würdest? Ohne Grund hast du meinen Sohn gefressen; er hatte sich nicht eines Vergehens schuldig gemacht, und die Verantwortung für seinen Tod hast du auf mich abgewälzt. Aber Gott rächt denjenigen, der verfolgt wird.“
    Um Jakob zu trösten, öffnete Gott den Mund des Tieres: „So wahr der Herr lebt, der mich erschaffen hat, und so wahr du lebst, mein Herr: Ich habe deinen Sohn weder gesehen noch gerissen. Ich bin aus einem Land weit von hier gekommen, um meinen eigenen Sohn zu suchen, der ein Schicksal erlitten hat wie der deinige. Er ist verschwunden und ich weiß nicht, ob er tot ist oder lebt, und deshalb bin ich vor zehn Tagen hierher gekommen um ihn zu suchen. Als ich heute auf der Suche war, begegneten mir deine Söhne, sie packten mich und brachten mich zu dir, wodurch sie meinen Schmerz über meinen verlorenen Sohn noch vergrößerten. Dies ist meine Geschichte – und jetzt, Menschenkind, bin ich in deinen Händen. Du kannst dich meiner entledigen, wie es dir gut dünkt, aber ich schwöre bei dem Gott, der mich erschaffen hat: Ich habe deinen Sohn nicht gesehen und ihn nicht gerissen; nie ist mir Menschenfleisch in den Mund gekommen.“ Verwundert über das, was der Wolf gesagt hatte, ließ Jakob ihn ungehindert seines Weges gehen, aber er trauerte wie zuvor über seinen Sohn Joseph.

 

ANMERKUNG:
1. At-Tha‘labī, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ, Cairo 1347 (= 1929), S. 81.

فقال لهم يعقوب: إن كنتم صادقين أنّ الذئب أكله فأين الذئب؟ أتوني به! فعمدوا الى حبالهم وعصيهم فأخذوها ومضوا الى الصحراء فاصطادوا ذئبًا وشدّوه وأوثقوه كتافًا، ثم حملوه الى يعقوب وأوقفوه بين يديه. فقال: حلّوا عقاله فحلّوه. فقال له يعقوب: أقبلْ فأقبل الذئب يتخطّى القوم حتى وقف بين يدي يعقوب منكسًا رأسه. فقال له يعقوب: أيّها الذئب أكلت ولدي وقرّة عيني وحبيب قلبي وثمرة فؤادي، لقد أورثتني حزنًا طويلاً وألمًا عظيمًا. قال فتكلّم الذئب قال: لا وحقّ شيبتك يا نبي الله ما أكلت لك ولدًا وإن لحومكم ودماءكم معشر الأنبياء لمحرّمة علينا. وإني لمظلوم مكذوب عليّ، وإني لذئب غريب من بلاد مصر. فقال يعقوب: وما أدخلك أرض كنعان؟ قال: جئت لأجل قرابة لي من الذئاب أزورهم وأصلهم.
(الثعلبي، قصص الأنبيا المسمّى بالعرائس، القاهرة ١٣٤٧، ص ٨١)

Übersetzung Heribert Busse, Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qisas al-anbiya‘ oder ‚Ara’is al-magalis, Wiesbaden 2006, S.153.
2. Louis Ginzberg, The Legends of the Jews, Philadelphia 1954–59, i, 28–9, online hier; v, 332 Anm. 66: Yashar Wa-Yesheb, 85a–85b. „This legend seems to be of Arabic origin, since in genuinely Jewish legends animals do not speak.“

Zurück zum Inhalt

Prophetenerzählungen (Qisas al-anbiya’)

Prophetenerzählungen (Arabisch: قصص الأنبياء, qisas al-anbiyā’) erzählen nicht über den Propheten Mohammed, sondern über die vorangegangenen Propheten. Im Islam werden bestimmte biblische Persönlichkeiten als Propheten betrachtet, auch wenn sie dies nach der jüdischen und christlichen Tradition nicht waren: Adam, Noah, Abraham, Joseph, Moses, Hiob, Elia, David, Jesasja, Jona, Jesus u.a.
Der Koran hatte bereits von diesen Propheten erzählt. In der Anfangszeit des Islams führten die sog. Erzähler (qussās) dies fort, unter Verwendung jüdischen und christlichen Materials (isrā’īlīyāt), was in späterer Zeit weniger geschätzt wurde. Ein bekannter Erzähler auf diesem Gebiet war Wahb ibn Munabbih (± 654–728). Die zweitälteste noch bewahrte Sammlung ist die des al-Fārisī (gest. 902). Später wurden die Erzählungen gesammelt von ath-Thaʿlabī, al-Kisā’ī u.a. Die Sammlungen haben nicht nur die Propheten zum Thema, sondern auch die Schöpfung, und z.B. die Raumfahrt von Bulūqiyā, der im Weltall den Propheten suchte.
Viele Muslime können diese oft fantastischen Erzählungen aus religiöser Sicht nicht ernst nehmen, aber zum Wegwerfen sind sie doch zu spannend und lustig, so dass sie oft neu aufgelegt werden.
Einige Kostproben: Ausländischer Wolf, EnthaarungspastaDie Hölle nach al-Kisā’ī.

Literaturhinweise:
– R. G. Khoury, Wahb b. Munabbih. Teil 1. Der Heidelberger Papyrus PSR Heid Arab 23. Leben und Werk des Dichters. Teil 2. Faksimiletafeln, Wiesbaden 1972.
– al-Fārisī al-Fasāwī, Abū Rifā‘a ʿUmāra ibn Wathīma, Les légendes prophétiques dans l’Islam/depuis de Ier jusqu’au IIIe siècle de l’Hégire/ d’après le manuscrit d’—— /Kitāb Bad’ al-Khalq wa-Qisas al-anbiyā’, avec édition critique du texte, Wiesbaden 1978.
– Muhammad ibn ‘Abdallāh al-Kisā’ī, Tales of the Prophets (Qisas al-anbiyā’ ), transl. W.M. Thackston Jr., Chicago 1997.
– Ath-Tha‘labī, Heribert Busse (übers. u. kommt.), Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qisas al-anbiyā’ oder ‘Arā’is al-magālis, Wiesbaden 2006.

Sekundär:
– Roberto Tottoli, Biblical Prophets in the Qurʾān and Muslim Literature, London/New York (Routledge) 2002. Oder wenn Sie lieber das ursprüngliche Italienisch lesen: I profeti biblici nella tradizione islamica, Brescia 1999.

Kurzdefinitionen: Anlässe der Offenbarung, DhimmiFatwa, Hadith, Isnad, Isra’iliyatKalif, Koranauslegung, Muslim, Naskh, Sabab an-nuzulSchariaSiraSunnaTafsirTaqiya,

Diakritische Zeichen: Waṯīma, Badʾ al-Ḫalq, qiṣaṣ al-anbiyāʾ, quṣṣāṣ, isrāʾīlīyāt, aṯ-Ṯaʿlabī, al-Kisāʾī.

Zurück zum Inhalt    qisas al anbia, qisas al-anbiya 

Die Hölle nach al-Kisa’i (Übersetzung/Text)

Al-Kisāʾīs Beschreibung der Hölle:

Wahb ibn Munabbih hat gesagt: Die Hölle (ǧahannam) hat sieben Tore: der Abstand zwischen je zwei von ihnen ist eine Reise von fünfhundert Jahren. In jedem Tor gibt es siebzigtausend Arten der Folter: Seile, Handfesseln, Fußfesseln, Ketten, Gifte, ḥamīm und zaqqūm.
Das erste ist Ǧahannam (Gehenna). Das zweite ist Laẓā, das ist für die Götzendiener.
Das dritte ist Ḥuṭama, für Yādjūdj en Mādjūdj (Gog und Magog) und ähnliche Ungläubige.
Das vierte ist Saʿīr, das ist für den Satan, [wie] Gott gesagt hat: Wir haben die Strafe des Höllenbrandes (saʿīr) für sie bereitet (Koran 67:5).
Das fünfte ist Saqar, für diejenigen, die das Gebet nicht verrichten und keine Almosen geben, wie Er gesagt hat: Was hat euch in die Hitze (saqar) gebracht? Sie werden sagen: Wir haben nicht zu denen gehört, die das Gebet verrichteten, und die Armen haben wir nicht gespeist; wir haben es mit denen gehalten, die plauderten, und den Tag des Gerichts haben wir geleugnet, bis der sichere Tod zu uns kam (K. 74:42–47).
Das sechste ist Djaḥīm, das ist für die Juden, Christen und Zoroastrier.
Das siebte ist Hāwiya, das ist für die Heuchler, denn Er sagt: Die Heuchler befinden sich auf dem untersten Grund des Höllenfeuers (K. 4:145). Dies alles ist Seinem Wort entnommen: Sie hat sieben Tore. Jedem Tor wird ein Teil von ihnen zugewiesen. (K. 15:44).

Ibn ʿAbbās hat gesagt: Das Paradies ist an der rechten Seite des Thrones und das Höllenfeuer (nār) ist an der linken Seite und es hat sieben Köpfe.
Kaʿb al-Aḥbār hat gesagt: Sie [= die Hölle] hat sieben Schichten, sieben Tore und sieben Köpfe, von denen jeder dreiunddreißig Münder hat. In jedem Mund sind Zungen, deren Zahl niemand kennt, außer Gott; sie loben Gott in vielen Weisen. Es gibt dort Bäume aus Feuer, deren Dornen wie lange Lanzen sind und die lodern mit Feuern; daran hängen Früchte aus Feuer und auf jeder Frucht ist eine Schlange, die den Ungläubigen bei den Augenlidern und Lippen packt und dann sein Fleisch abstreift, bis an die Füße. Und es gibt Höllenengel mit eisernen Krummstäben in den Händen; jeder hat am Ende dreihundertsechzig Feuersäulen, die weder Dschinn noch Menschen tragen können. Darüber sind neunzehn Engel gesetzt, wie Gott sagt: … die Haut versengend. Neunzehn sind über sie gesetzt. (K. 74:29–30), die Gott nicht ungehorsam sind und ausführen, was ihnen befohlen wird.

Arabische Quelle: Al-Kisāʾī, Vita prophetarum, hrsg. Isaac Eisenberg, Leiden 1922, 18–19. Koranübersetzungen frei nach Rudi Paret.

صفة جهنم.
قال وهب بن منبه: وأما جهنم فلها سبعة أبواب ما بين البابين مسيرة خمسمائة عام في كل باب سبعون ألف صنف من العذاب من قيود وأنكال وأغلال وسلاسل وسموم وحميم وزقوم. فأولى جهنم والثانية لَظَى وهي لعبدة الأصنام والثالثة الحُطَمَة وهي لياجوج وماجوج وما يشببههم من الكفار والرابعة السَعِير وهي للشيطان قال الله تعالى وَأَعْتَدْنَا لَهُمْ عَذَابَ السَّعِيرِ والخامسة سَقَرُ وهي لمن لا يصلّي ولا يزكّي وذلك قوله تعالى مَا سَلَكَكُمْ فِي سَقَرَ قَالُوا لَمْ نَكُ مِنَ الْمُصَلِّينَ وَلَمْ نَكُ نُطْعِمُ الْمِسْكِينَ وَكُنَّا نَخُوضُ مَعَ الْخَائِضِينَ وَكُنَّا نُكَذِّبُ بِيَوْمِ الدِّينِ حَتَّىٰ أَتَانَا الْيَقِينُ والسادسة الجَحِيمُ وهي لليهود والنصارى والمجوس والسابعة الهَاوِيَةُ وهي للمنافقين لقوله تعالى إِنَّ الْمُنَافِقِينَ فِي الدَّرْكِ الْأَسْفَلِ مِنَ النَّارِ وهذا كله مأخوذ من قوله تعالى لَهَا سَبْعَةُ أَبْوَابٍ لِكُلِّ بَابٍ مِنْهُمْ جُزْءٌ مَقْسُومٌ، قال ابن عباس الجنة عن يمين العرش والنار عن شماله ولها سبعة رؤوس. قال كعب الأحبار لها سبعة أطباق وسبعة أبواب وسبعة رؤوس في كل رأس ثلاثة وثلاثون فمًا في كل فم من الألسنة ما لا يحصي عددها الا الله تعالى وهي تسبّح الله بأنواع التسبيح وفيها أشجار من النار شوكها كأمثال الرماح الطوال فتلظى بالنيران وعليها أثمار من النار وعلى كل ثمرة حيّة تأخذ بأشفار عين الكافر وشفتيه فيسقط لحمه على قدميه وفيها زبانية في أيديهم مقامع من حديد في رأس كل مقمعة ثلثمائة وستون عمودًا من نار كل عمود يعجز عن حمله الجنّ والإنس وعليها تسعة عشر من الملائكة كما قال الله تعالى لَوَّاحَةٌ لِلْبَشَرِ عَلَيْهَا تِسْعَةَ عَشَرَ لا يعصون الله ما أمرهم ويفعلون ما يؤمرون.

Zu Al-Kisāʾī           Zu Prophetenerzählungen                   Zurück zum Inhalt

Al-Kisa’i

Muḥammad ibn ‘Abdallāh al-Kisāʾī ist ein in Vergessenheit geratener arabischer Autor, von dem nicht genau bekannt ist, wer er war und wann er lebte. War es im 10. Jahrhundert? Wir haben ein Buch von ihm mit dem Titel Qisas al-anbiyā’ (Prophetenerzählungen), das herausgegeben und ins Englische übersetzt worden ist. In der islamischen Welt ist es kaum bekannt, aber das muss früher anders gewesen sein, denn es ist in etlichen Handschriften erhalten.
Seine Sammlung Prophetenerzählungen ist einerseits viel dünner als die bekanntere Sammlung des ath-Thaʿlabī, hat aber andererseits alte „Erzähler“-Materialien bewahrt, die von woanders her nicht bekannt sind. Wie immer in solchen Erzählungen wimmelt es in den Texten von Koranversen; die aber sind des Öfteren erst nachträglich in die jeweilige Erzählung eingefügt worden, die ursprünglich ohne exegetische Absicht vorgetragen wurde. Die Propheten sind bei al-Kisāʾī ausdrücklich Wundertäter. Die Wichtigkeit Mohammeds und der Stadt Mekka wird ständig betont, wenn auch beide nicht zum eigentlichen Erzählstoff gehören. Die „Magerkeit“ der Erzählungen hat zu der Annahme geführt, dass al-Kisāʾī’s Buch ursprünglich eine Art Handbuch für Erzähler war, die das Material beliebig ergänzen und ihm ihre eigene Gestaltung mitgeben konnten. In den Handschriften weist der Text große Unterschiede auf, was darauf hindeutet, dass eine Anzahl von Überarbeitungen stattgefunden hat.

Al-Kisāʾī über die Hölle

BIBLIOGRAPHIE
Primär: Al-Kisāʾī, Vita prophetarum, hg. Isaac Eisenberg, Leiden 1922. Englische Übersetzung: Tales of the Prophets (Qiṣaṣ al-anbiyāʾ), translated by Wheeler M. Thackston Jr., Chicago 1997.
Sekundär: Roberto Tottoli, Biblical Prophets in the Qurʾān and Muslim Literature, London/New York (Routledge) 2002, 151–155; dort auch weitere bibliographische Hinweise. Etwas älter: T. Nagel, „al-Kisāʾī,“ in EI2.

Diakritische Zeichen: Muḥammad, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ, aṯ-Ṯaʿlabī

Zurück zum Inhalt

al-Tha‘labis Prophetenerzählungen

(Was sind Prophetenerzählungen? Click hier.)

Abū Ishāq Ahmad ibn Muhammad ibn Ibrāhīm ath-Tha‘labī (± 965–1035) wirkte in Nishāpūr und wohl auch in Baghdād als schafiitischer Rechtsgelehrter, Korangelehrter und Literat. Er verfasste einen umfangreichen Korankommentar, der wegen Unzuverlässigkeit seiner Quellen, bzw. schiitischer Neigungen bei den Sunniten wenig geschätzt wurde. Seine Anekdotensammlung Qatlā al-Qur’ān (Die vom Koran getöteten; i. e. beim Hören oder Rezitieren des Korans) zeugt von Affinität mit asketischer Gottesfurcht und Mystik.
Sein Ruhm beruht auf den Qisas al-anbiyā’, eine Sammlung Erzählungen über die Propheten, auf die ich mich hier weiter konzentriere. Das Werk ist (von ihm selbst?) in 32 ungleich große Abteilungen eingeteilt worden, die der deutsche Übersetzer durch eine sinnvolle Einteilung in zwölf Kapitel ersetzt hat. Die Ordnung des Stoffes ist chronologisch.
Das erste Kapitel behandelt die Schöpfung der Erde, der sieben Himmel und des Menschen. Es folgen die Geschichte von Adam und Eva, ihre Nachkommen und der Prophet Idrīs (Henoch); dann die Sintflut und die Strafgerichte von Hūd und Ṣāliḥ. Das vierte Kapitel behandelt Abraham und seine Einrichtung des Ka‘ba-Kultus in Mekka; des weiteren Lūt (Lot) und den Untergang von Sodom. Das fünfte Kapitel enthält den Zyklus von Yūsuf (Joseph) und seinen Brüdern. Die nächsten drei Kapitel, die mehr als ein Drittel des Werks ausmachen, entsprechen der Geschichte Israels von Moses über die Könige Saul, David und Salomo bis zum Niedergang unter dessen Nachfolgern. Dann folgen drei weniger deutliche Gestalten. Luqmān ist der arabische Weise aus dem Koran, von dem ath-Tha‘labī eine Anzahl Weisheitssprüche zitiert. Bulūqiyā ist der Sohn eines biblischen Königs, der eine Beschreibung des Propheten Muhammads findet und auf der Suche nach ihm eine wundersame Reise durch Zeit und Raum macht. Die Erzählung steht auch in Tausendundeine Nacht. Der koranische Dhū al-Qarnain, „der mit den Hörnern,“ wird in der Legende mit Alexander dem Großen gleichgesetzt. Bei ath-Tha‘labī findet man demnach eine Fassung des arabischen Alexanderromans. Kapitel elf ist der Geschichte Jesu im weitesten Sinne gewidmet. Das letzte Kapitel behandelt verschiedenes aus der Periode zwischen Jesus und Muhammad: Yūnus (Jona), die Siebenschläfer, aber auch den Martyrer Sankt Georg, Samson und anderes.
In den Qiṣaṣ liegt einem Erzählelement oft ein erklärungsbedürftiger Koranvers zu Grunde, oder die Phantasie nimmt sich einen Vers als Ausgangspunkt. Wenn z. B. die Königin von Saba auf dem Glasboden von Sulaimāns (Salomos) Palast ihre Beine entblößt, weil sie ihn für Wasser hält (Koran 27:44), „wissen“ die Erzähler darüber hinaus, dass sie behaarte Beine hatte, und wie sie mit Hilfe des allerersten Enthaarungsmittels davon befreit wurde. Als weiteres Beispiel schöpferischer Erfindung in Anlehnung an die eine Legende möge ein Fragment aus der Josefsgeschichte dienen: Die Brüder behaupten Jakob gegenüber, ein Wolf habe Josef gefressen. Jakob zitiert das Tier herbei und stellt es zur Rede. Der Wolf erklärt, dass er nie Propheten isst, und überdies aus Ägypten stammt und nur wegen Familienbesuch im Land Kanaan ist.
Aber ath-Tha‘labī selbst war nicht der Phantast, sondern der gelehrter Herausgeber anderer Phantasien, wie aus seinen Quellennachweisen und philologischen Kommentaren ersichtlich wird. Vorher hatte er bereits seinen Korankommentar abgefasst. Dazu hat er die Qisas wohl als Ergänzung gedacht, als Erbauungs- und Unterhaltungsbuch für eine breitere, wenn auch gebildete Leserschaft.

LITERATUR
Primär
– Ath-Tha‘labī, Qur’anic commentary in the eastern Islamic tradition of the first four centuries of the Hijra, an annot. ed. of the pref. to al-Thaʿlabī’s Kitāb al-Kashf wa’l-Bayān ʿan Tafsīr al-Qurʾān, ed. and trsl. Isaiah Goldfeld, Akka 1984.
– Ath-Tha‘labī: Al-Kashf wal-bayān, al-ma‘rūf bi Tafsīr ath-Tha‘labī hrsg. Abū-Muḥammad ibn ‘Āshūr und Nazīr as-Sā‘idī, 10 Bde., Beirut 2002.
– Ath-Tha‘labī: Die vom Koran Getöteten: ath-Tha‘labīs Qatlā al-Qur’ān nach der Istanbuler und den Leidener Handschriften, Hrsg. und Kommt. Beate Wiesmüller, Würzburg 2002.
– Ath-Tha‘labī, Qisas al-anbiyā’, Būlāq 1869 u.v.a. Ausgaben. Eine traurige alte Lithografie kann kostenlos heruntergeladen werden.
– Ath-Tha‘labī: Heribert Busse (übers. u. kommt.), Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qisas al-anbiyā’ oder ‘Arā’is al-magālis, Wiesbaden 2006.

Sekundär
– A. Rippin, „al-Thaʿlabī,“ in EI2.
Walid A. Saleh, The formation of the classical tafsīr tradition: the Qur’ān commentary of al-Tha‘labī (d. 427/1035), Leiden 2004.
– R. Tottoli, Biblical Prophets in the Qur’an and Muslim Literature, Richmond (Surrey) 2002.

Diakritische Zeichen: Abū Isḥāq Aḥmad ibn Muḥammad ibn Ibrāhīm aṯ-Ṯaʿlabī, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ, Ṣāliḥ, Lūṭ, Ḏū al-Qarnain

Zurück zu Inhalt