Das Kalifat, historischer Überblick

Arab khalīfa, Pl. khulafā’ = „Stellvertreter” oder „Nachfolger“. „Stellvertreter Gottes auf Erden“ nämlich: khalīfat allāh. Manchmal auch genannt: „Stellvertreter/Nachfolger des Propheten“: khalīfat rasūl allāh.
Der Kalif ist idealerweise das Staatsoberhaupt des islamischen Einheitsstaates.
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Trotz des Einheitsideals haben oft islamische Staaten nebeneinander existiert, wie auch unterschiedliche Kalifen. In der Neuzeit sind islamische Staaten rar geworden. Einige Kalifate waren:

  • Die ersten vier gewählten Kalifen      632–661         Medina (Kūfa)
    Umayyaden                                            661–750         Damaskus
    Abbasiden                                              750–1258       Bagdad
    Umayyadenkalifat in Spanien            756–1031       Córdoba
    Fāṭimiden (schiitisch)                           909–1171        Mahdīya, Kairo

Die Nachfolge Mohammeds war von Anfang an ein heißes Eisen. Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten geht zurück auf einen Meinungsunterschied über die Nachfolge.
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Söhne des Propheten
Hätte Mohammed einen Sohn gehabt, so hätte dieser seine Nachfolge angetreten. Die Überlieferung erwähnt drei Söhne des Propheten: Qāsim, ‘Abdallāh und Ibrāhīm, die alle sehr jung gestorben sein sollen. Über Ibrāhīm heißt es in einem Hadith: „[Ibrāhīm] starb als kleines Kind. Hätte Gott bestimmt, dass es einen Propheten nach Mohammed geben sollte, so wäre sein Sohn am Leben geblieben. Aber es gibt keinen Propheten nach ihm.“ 1 Interessanter für den Ursprungsmythos war Zaid [ibn Hāritha], den Mohammed bereits bevor er Prophet wurde adoptiert hatte. Später wurde mittels eines Koranverses die Adoption rückgängig gemacht, aber immerhin war Zaid fünfzehn, wenn nicht zwanzig Jahre Sohn und Erbe des Propheten gewesen. Zum Glück soll er vor dem Propheten verstorben sein, denn, so der Korankommentar des Muqātil: „Wäre Zaid Mohammeds Sohn [geblieben], so wäre er ein Prophet gewesen.“ 2
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Wessen Stellvertreter/Nachfolger?
Die Kalifen ließen sich durch die Jahrhunderte khalīfat Allāh, „Stellvertreter Gottes“ nennen, oder nā’ib allāh fī al-ard, „Stellvertreter Gottes auf Erden“ oder zill allāh fī al-ard, „Schatten Gottes auf Erden“ usw. Die Idee, dass sie nur weltliche Macht hatten, während die geistliche Macht anfangs in den Händen der Prophetengefährten und später der ‘ulamā’ , den Schriftgelehrten, lag, ist eine fromme, aber nicht uneigennützige Fantasie der Letzteren. Die ‘ulamā’ sind auch diejenigen, die sich ausgedacht haben, dass die ersten Kalifen sich als khalīfat rasūl allāh, „Stellvertreter des Propheten“ und ihre Nachfolger als khalīfat khalīfat rasūl allāh, „Stellvertreter des Stellvertreters des Propheten“ betitelt hätten, usw. Sehr unwahrscheinlich.
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Hat Mohammed einen Nachfolger bestimmt?
Der Prophet hat nach Auffassung der Sunniten niemanden als Nachfolger bestimmt. Nach Auffassung der Schiiten setzte er nach seiner Abschiedspilgerfahrt bei Ghadīr Khumm seinen Vetter und Schwiegersohn ‘Alī ibn abī Tālib ein, mit den Worten: „Derjenige, dessen maulā ich bin, dessen maulā ist ‘Alī.“ Lästig ist, dass nicht ganz klar ist, was maulā hier bedeuten soll. Etwas wie „Patron“?
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Nachfolger als was?
Meist sagt man: Mohammed konnte als Prophet keinen Nachfolger bekommen, nur als Staatsoberhaupt.
– Warum nicht auch als Prophet? Die Prophetie war doch immer in der Familie gewesen? In Koran 29:27 wird von Ibrāhīm gesagt:

  • „Wir schenkten ihm den Ishāq und Ya‘qūb und machten in seiner Nachkommenschaft die Prophetie und die Schrift [heimisch].“

In K 57:26 wird Noah mit einbezogen:

  • „Wir haben doch Nūh und Ibrāhīm gesandt und in ihrer Nachkommenschaft die Prophetie und die Schrift [heimisch] gemacht.“

– Die real existierenden Kalifen hätten bis ca. 850 nicht im entferntesten daran gedacht, sich ausschließlich als weltliche Herrscher aufzufassen. Ein Kalif war Stellvertreter Gottes auf Erden, höchster Richter, höchster Koraninterpret, seine sunna musste befolgt werden. Über ihn sangen die Dichter, dass er die Ernte gelingen ließ, für Regen sorgte, Recht und Gerechtigkeit etablierte — alles in der besten altorientalischen Tradition des Gottkönigs.
– Die späteren ‘ulamā’ machten einen Unterschied zwischen geistlicher und weltlicher Macht. Die Erben der geistlichen Autorität des Propheten waren seine Gefährten (ashāb), ihre Nachfolger und deren Nachfolger; und später — Sie erraten es schon — die ‘ulamā’. Die weltliche Macht überließen sie den Kalifen. Dass es im Islam keine Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Macht gäbe, ist nicht richtig. Die Losung Der Islam ist Religion und Staat“ (al-islām dīn wa-daula) gerade mal hundert Jahre alt.
– Die Schiiten betrachteten das Kalifat oder das Imamat, wie sie es lieber nennen, immer als Gemisch aus weltlicher und geistlicher Macht.
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Die „rechtgeleiteten Kalifen“
Nach Mohammeds Tod haben erst vier gewählte Kalifen regiert, die von den Sunniten die „rechtgeleiteten Kalifen“ (al-khulafā’ al-rāshidūn) genannt werden. Ihre Hauptstadt soll Medina gewesen sein.

  • Abū Bakr as-siddīq 632–634
    ‘Umar ibn al­-Khattāb 634–644
    ‘Uthmān ibn ʿAffān 644–656
    ‘Alī ibn abī Tālib 656–661

Traditionelle sunnitische Auffassung: Abū Bakr, ‘Umar, ‘Uthmān und ‘Alī waren die ersten vier Nachfolger des Propheten. Sie hatten als Hauptstadt Medina, wenn ‘Alī auch in Kūfa residierte. Diese Periode sei die Blütezeit des Islams gewesen, so meint man; besser sei nur die Periode des Propheten selbst gewesen. Die Kalifen führten den idealen Islamstaat fromm und volksnah. Die Muslime konnten ihre sunna befolgen im Fall, dass der Prophet über ein gewisses Thema keine hinterlassen hatte. Sie konnten sich auch für nähere Verhaltensregeln an die Kalifen wenden, wenn der Prophet nicht alle Einzelheiten geklärt hatte.
– Für die Schiiten gab es nur einen rechtgeleiteten Kalifen: ‘Alī. Die anderen drei seien Usurpatoren gewesen, von ihnen wurde — und wird —abwertend gesprochen.
– Die traditionelle Orientalistik behielt das sunnitische Grundgerüst bei, vermochte aber das Paradiesische dieser Zeit nicht so recht einzusehen, weil drei von den vier „rechtgeleiteten Kalifen“ ermordet wurden und sich in dieser Periode auch der erste Bürgerkrieg des Islams abgespielt hat.
– Moderne Wissenschaftler sind immer öfter der Meinung, über die ganze frühe Periode lasse sich bei dem jetzigen Stand der Quellen nicht richtig Geschichte schreiben. Oft werden sogar die Jahreszahlen angezweifelt.
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Frühe Auffassungen über die Nachfolge
Nach dem Tod des Propheten gab es Gruppierungen, die je eigene Ideen zur Nachfolge und zur Macht hatten:
– Die frühislamische Elite: Die ersten Konvertiten, die frühesten Anhänger der neuen Bewegung mit großen Verdiensten für diese. Sie wünschten immer in eigenem Kreis zu bestimmen, wer nachfolgen sollte (shūrā). Aus dieser Gruppe waren wie von selbst die ersten vier Kalifen hervorgegangen, aber auch danach gab sie noch nicht gleich auf; das geschah erst nach ihrem Gegenkalifat (680–92) von Mekka.
– Die vorislamische Elite: die Sippe Umayya des Stammes ‘Abd Shams. Anfangs waren sie Gegner Mohammeds gewesen; sie schlossen sich ihm erst kurz vor seinem Tod an. Als sie als Umayyadendynastie die Macht übernommen hatten, praktizierten sie die Erbfolge innerhalb ihrer eigenen Sippe.
– ‘Alī und seine Partei, die Schiiten (shī‘a). Nach ihrer Meinung war ‘Alī vom Propheten als Nachfolger eingesetzt worden. Sie befürworteten die Erbfolge innerhalb der Familie des Propheten.
– Die Kharidjiten waren gegen Erbfolge und Klüngelei in Elitegrüppchen, sie wollten immer wieder feststellen, wer aus moralischer Sicht der beste Kandidat war. Der Kalif konnte abgesetzt werden, falls er enttäuschte.
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Die Umayyaden (661–750)
umayyadenkalief‘Alī hatte in stetem Konflikt mit Mu‘āwiya gelegen, der seit 642 de facto Herrscher in Syrien war. Nach ‘Alīs Tod übernahm sein Gegner im Jahr 661 das Kalifat. Mu‘āwiya gehörte zur Sippe Umayya, also zu der vorislamischen Elite, der auch Kalif ‘Uthmān (644–56) wie auch dessen Statthalter in den Provinzen schon angehört hatten. Die Sippe war es gewohnt, Macht auszuüben. Die Kalifen hatten absolute Macht, ihre sunna musste befolgt werden und die Nachfolge wurde durch Vererbung innerhalb der Sippe geregelt. Ihr Styling war das der persischen Herrscher, obwohl—oder vielleicht gerade weil— ihre Machtbasis Syrien eine oströmische Provinz gewesen war.
Unter dieser Dynastie wurde viel zustande gebracht:
– Eroberungen: Nordafrika, Spanien, Zentralasien.
– Konsolidierung der Macht in bereits besetzten Gebieten.
– Integration der Ostprovinzen des Römerreiches und des Persischen Reichs. Durch den Frieden und die verschwundene Grenze wurde jetzt viel Energie für den Wiederaufbau frei.
– Aufbau und Arabisierung der Verwaltung; ab 700 Siegeszug der arabischen Sprache.
– Herausgabe und Verbreitung des Koran; Entwicklung eines Rechtssystems (nein, noch nicht die Scharia).
– Aufbau einer (einer!) islamischen Identität. Als Symbol galt anfangs der achteckige Felsendom in Jerusalem, errichtet vom Kalifen ‘Abd al-Malik (691), gemeint als Zeichen der Abgrenzung von den Christen.
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Die Umayyaden fanden sich konfrontiert mit den drei bereits genannten Gruppen:
– die frühislamische Elite, die nach der Vernichtung des Gegenkalifats 692 ausstarb.
– die Shia, die man klein zu halten wusste.
– die Kharidjiten, die zu einem bedrohlichen Feind wurden.
Ab ca. 700 kamen noch zwei Faktionen dazu:
– Die „Leute der Sunna und der Gemeinde“ (ahl as-sunna wa ’l-djamā‘a), die an die Stelle der Sunna der Umayyadenkalifen die des Propheten Mohammeds stellen wollten, der die Kalifen sich zu unterwerfen hätten. Aus dieser immer mächtiger werdenden Oppositionsgruppe sollten später die Schriftgelehrten (‘ulamā’) hervorgehen.
– Die Abbasiden, die mittels eines perfiden Propagandakriegs und in Verbund mit den Schiiten und den ‘ulamā’ allmählich an der Machtübernahme arbeiteten: die Abbasidische Revolution.
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In der traditionell-islamischen Auffassung haben die Umayyaden einen ganz schlechten Ruf, und zwar aus religiösen Gründen. Nach der Blütezeit unter den Rechtgeleiteten Kalifen, so heißt es da, wurde der junge Islam von diesen Bösewichten gleichsam gekapert. Sie regierten selbstherrlich, wie Könige statt Kalifen. Sie machten die Herrschaft erblich, aber die Abstammung vom Propheten bedeutete ihnen nichts. Mu‘āwiya setzte seinen eigenen Sohn Yazīd als Nachfolger ein, und so ging es weiter. Sie griffen Mekka und Medina an und schossen die Ka‘ba in Brand; sie verwehrten Bekehrungswilligen zum Islam überzutreten; sie lebten gottlos, tranken Wein, feierten Orgien, hatten Bilder, sie waren tyrannisch und beuteten ihre Untertanen aus.
Kurzum, sie hielten sich nicht an die Sunna des Propheten, so meinte die Opposition — wenn auch um 710 noch niemand hätte sagen können, was das genau wäre. In schiitischen Augen waren sie noch schlimmer: Mu‘āwiya hatte ja ‘Alī bekämpft und dessen Sohn Husain ermordet!
Die Hälfte dieser vielen Vorwürfe mag zu Recht erhoben worden sein, aber Regierungen ohne Tyrannei gab es in der Antike nie, weder vor noch nach den Umayyaden. Die schlechte Presse haben die Umayyaden bekommen, weil die Texte über sie von einer Klasse verwaltet wurden, die ihnen feindselig gesonnen war: die oppositionellen ‘ulamā’. Mit etwas Mühe sind noch Texte auffindbar, die ein anderes Bild zeigen. Das der umayyadische Islamentwurf von dem späteren der ‘ulamā’ abwich, kann man ihnen schlecht übel nehmen.
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Die Abbasiden (750–1258(–1517))
– Die Abbasiden ließen ihre Verbündeten, die Schiiten und die ‘ulamā’, sofort nach der Machtergreifung fallen.
– Auch sie regierten anfangs als absolute Herrscher in ihrer neuen, durchaus kaiserlich anmutenden Hauptstadt Bagdad.
– Ab ca. 850 wurden sie durch die ‘ulamā’ in ihrer Macht beschränkt. Unter den Abbasiden wuchs deren Einfluss so sehr, dass die Kalifen fortan nicht mehr autokratisch regieren konnten. Sie mussten sich der Scharia, die ab 800 Gestalt anzunehmen begann, unterwerfen.
– Die Glanzperiode der Abbasidenkalifen war 945 vorbei, als schiitische Militärführer der Būyiden die eigentliche Macht in die Hände nahmen und der Kalif mitsamt seinem Hof nur noch eine zeremonielle Rolle spielen durfte. Nach hundert Jahren wurden die Schiiten wieder entmachtet, aber zu ihrer früheren Größe fanden die Kalifen nie mehr zurück. Fortan lag die wirkliche Macht bei Großwesiren (Staatsministern), Sultanen oder Generälen.
– Als 1258 die Mongolen Bagdad stürmten, wichen die Abbasidenkalifen nach Kairo aus, wo sie unter den Mamlukenherrschern, die eine Legitimation brauchten, noch fast drei Jahrhunderte eine rein zeremonielle Funktion ausübten—aber offiziell noch immer als Stellvertreter Gottes auf Erden (nāʾib Allāh fī ardihi).
– Mit der türkischen Besetzung Ägyptens im Jahr 1517 endete das Abbasidenkalifat endgültig.
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Die Osmanen. Europäischer Einfluss. Das Ende (1517–1924)
Als die Türken 1517 Ägypten eroberten, schafften sie das Abbasidenkalifat ab und überführten al-Mutawakkil III, den letzten Kalifen, nach İstanbul, wo er aber keine Aufgabe bekam. Er lebte noch sechsundzwanzig Jahre, wohl im Genuss einer Rente.
Der Kalifentitel war schon davor von türkischen Sultanen angenommen worden, wie genau ist nicht bekannt, aber er war nicht mehr als einer von vielen Titeln. Das änderte sich im 18. Jahrhundert. Die Europäer meinten oft, dass der Sultan-Kalif eine Art Papst sei, mit geistlicher Autorität über alle Muslime der Welt. Dem war nicht so, aber die Sultane ließen es sich gerne gefallen und ließen sich ab 1774 öffentlich Kalif nennen. Das hatte einen Anlass: Beim Frieden von Küçük Kaynarca verlor das Osmanenreich u.a. die Krim an Russland; als Kalif konnte der Sultan doch noch Einfluss auf die dort ansässigen Krimtartaren ausüben. Die apokryphe Erzählung, dass der letzte Kalif al-Mutawakkil seinen Titel dem türkischen Sultan Selīm I. übertragen hätte, wurde kurze Zeit später in Umlauf gebracht.5 So wurde der Sultan-Kalif als geistiges Oberhaupt aufgebaut. Im 19. Jahrhundert wohnten viele Muslime in von Kolonialmächten besetzten Gebieten und eine geistliche Stütze in İstanbul tat ihnen gut, während der Sultan so seinen diplomatischen Einfluss vergrößern konnte. In der Osmanischen Verfassung von 1876 heißt es: „Der Sultan, in seiner Eigenschaft als Kalif, ist der Beschützer der islamischen Religion.“ Er war nicht der Einzige, der Gläubige im Ausland schützte: Der russische Zar sah sich als Beschützer der orthodoxen Christen im Nahen Osten; Frankreich kümmerte sich um die dortigen Katholiken usw. Das Osmanenreich hatte kaum eine Kriegsmarine, deshalb wurde aus dem Beschützen nicht viel.
Atatürk schaffte im Rahmen seiner Modernisierung der Türkei 1922 erst das Sultanat ab, zwei Jahre später auch das völlig ausgehöhlte Kalifat.
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Versuche zur Neubelebung des Kalifats (1924–2014)
Die Abschaffung des Kalifats verursachte in vielen islamischen Ländern einen Sturm der Entrüstung, z.B. in Indien, aber auch in Ägypten, obwohl das Land sich politisch längst von der Türkei losgesagt hatte. Versuche das Kalifat wiederzubeleben, waren eher schäbig. Husain ibn ‘Alī, Scherif von Mekka und König des Hidschas, der sich 1924 sofort zum Kalifen ausrief, wurde von den Saudis besiegt und zum Abdanken gezwungen. Später wäre der ägyptische Köning Fārūq (reg. 1936–1952) gerne Kalif geworden, aber auch er wurde abgesetzt. 1984 ernannte sich an-Numairī im Sudan zum „Kalif Gottes auf Erden“; der Tālibān-Molla in Afghanistan Muhammad ‘Umar (reg. 1996–2001) ließ sich mit einem alten Kalifentitel „Fürst der Gläubigen“ nennen, und sogar Deutschland hatte seinen Kalifen: „Kaplan, der Kalif von Köln“. 2004 wurde er wegen Anstiftung zum Mord an einem „Gegenkalif“  in die Türkei abgeschoben, wo er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der neueste Kalif heißt Abū Bakr al-Baghdādī und hat sich 2014 im Irak und in Syrien als Oberhaupt des sog. „Islamischen Staates“ breit gemacht. Weil ein Kalif nach traditionell-sunnitischer Vorstellung immer ein Araber aus dem Stamm Quraisch, dem Stamm des Propheten, sein muss, hat er seinen Stammbaum schon revidiert: Er nennt sich jetzt u.a. al-Husainī al-Qurashī.
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Die Befürchtung der Islamhasserin Bat Ye’or und ihrer Gefolgschaft, dass demnächst in Europa ein Kalifat entstünde, ist unsinnig und verdient keine Aufmerksamkeit.

 

ANMERKUNGEN
1. Ibn Mādja, Djanā’iz 27
2. Muqātil ibn Sulaimān, Tafsīr, hrsg. A.M. Shihāta, 5 Bde., Kairo 1979,  iii, 498–9, zu Koran 33:40.
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5. Lange Zeit galt d’Ohssons Tableau den Europäern als wichtige Auskunftsquelle über das Osmanische Reich. Offensichtlich hat dieser Autor Missverständnisse zum Kalifat in Europa verbreitet. Khalīfa und imām übersetzte er konsequent mit pontife, also ‘Hohepriester, Papst’; der Kalifenthron heißt bei ihm siège pontifical. Aber darin dürfte er nicht der Erste gewesen sein. Die Erzählung von der Übertragung des Kalifats (o.c. i, 269–70) stammt aber sicher von ihm.

BIBLIOGRAFIE    NOCH NICHT FERTIG@
– Arnold@@
– P. Crone und M. Hinds, God’s Caliph. Religious Authority in the First Centuries of Islam, Cambridge 1986.
– Ibn ‘Abd Rabbihī, al-‘Iqd al-farīd @@@
– [Ibn Ishaq, Sīra] in: Das Leben Muhammed’s nach Muhammed Ibn Ishâk bearbeitet von Abd el-Malik Ibn Hischâm, […] Hg. F. Wüstenfeld, 3 dln., Göttingen 1858–60. In englischer Übersetzung: A. Guilaume, The Life of Muhammad, A Translation of Isḥāq’s (so!) Sīrat Rasūl Allāh, Oxford 1955.
– G. Lecomte, „Sakīfa“ in EI2.
– M. Lecker, “Siffīn” in EI2.
– Muqātil ibn Sulaymān, Tafsīr, 5 Bde., Hg. A.M. Shiḥāṭa, Kairo 1979.
– Ignatius Mouradgea d’Ohsson, Tableau Général de l’Empire Othoman, 7 Bde., Paris 1788-1824.

Diakritische Zeichen: ḫalīfa, ḫulafāʾ, Ḥāritha, ẓill allāh fī al-arḍ, Ġadīr Ḫumm, ʿĀlī ibn abī Ṭālib, šūrā, šīʿa, aṣḥāb, Isḥāq, Yaʿqūb, Nūḥ, aṣ-siddīq, ʿUmar ibn al­-Ḫaṭṭāb, ʿUṯmān, Ḥusayn, Ibn Māǧa, Ǧanā’iz, Djanā’iz, Ibn Isḥaq    Saḳīfa, Ṣiffīn, Shihāta

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Kalif (Kurzdefinition)

Kalif, Arabisch khalīfa, Pl. khulafā’= „Stellvertreter“ oder „Nachfolger“. „Stellvertreter Gottes auf Erden“ nämlich: khalīfat allāh; manchmal auch genannt: „Stellvertreter/Nachfolger des Propheten,“ khalīfat rasūl allāh.

Der Kalif ist idealerweise das Staatsoberhaupt des islamischen Staates. Trotz aller Einheitsideale hat es aber des Öfteren mehrere islamische Staaten nebeneinander gegeben, und auch mehr als einen Kalifen.

Die sunnitischen Kalifen hatten nach 945 hauptsächlich eine zeremonielle Funktion inne, während die wirkliche Macht bei Großweziren (Staatsminister), Sultanen oder Militärführern lag. Danach haben Kalifen niemals mehr zu großer Macht zurückgefunden. Als 1258 die Mongolen Bagdad stürmten, wichen die Abbasidenkalifen nach Kairo aus, wo sie unter den Mamlukenherrschern, die Legitimation brauchten, noch fast drei Jahrhunderte eine rein zeremonielle Funktion ausübten — aber offiziell noch immer als Stellvertreter Gottes auf Erden (nā’ib Allāh fī ardihi). Als 1517 die Osmanen nach Kairo kamen, wurde das Abbasidenkalifat abgeschafft. Fortan war „Kalif“ einer der Titel des osmanischen Sultans in İstanbul. 1924 schaffte Atatürk im Rahmen seiner Modernisierung der Türkei das Kalifat ganz ab.

Mehr zum Kalifat hier

 

Andere Kurzdefinitionen: Anlässe der Offenbarung, DhimmiFatwa, Hadith, Isnad, Isra’iliyat, Koranauslegung, Muslim, Naskh, ProphetenerzählungenSabab an-nuzulSchariaSiraSunnaTafsirTaqiya,

Diakritische Zeichen: ḫalīfa, ḫulafāʾ,ḫalīfat allāh, arḍihi

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Türken

Hier bekommen Sie keine ethnologische Abhandlung über die Türken geboten; nur einige Hinweise auf die Türken in der arabischen Vergangenheit.

In der Antike
Im Oströmischen Reich war der Name Türken (Τούρκοι) bereits bekannt; er bezeichnete Stämme in Zentralasien. Das ist ein riesiges Gebiet, das in vorindustrieller Zeit hauptsächlich von Reitervölkern und ihren Pferden bewohnt wurde. Von alters her zogen Gruppen von Auswanderern aus diesem Gebiet zu sesshaften Umgebungen: nach Europa, aber auch nach China und Indien: Hunnen, Magyaren, Türken und Mongolen — und wahrscheinlich vergesse ich noch einige. Der Lebensraum, wie gewaltig er uns erscheinen mag, hat den Bewohnern wohl doch nicht gereicht. Oder sie hatten einfach Lust auf the high life.
In der Antike hat man im Westen die zentralasiatischen Völker nicht gut auseinander halten können. Rätselhaft ist z.B. die Mitteilung beim Geographen Strabo (63 v.Chr.–23 n.Chr.): „Die Türken sind die Magyaren.“ 1 Die Magyaren sind bei uns bekannt als die Ungarn, die um 900 nach Europa einwanderten. Im Wolgadelta wohnten auf jeden Fall schon früh Türken. Es scheint auch altgriechische Quellen zu geben, denen zufolge im Kaukasus Türken lebten, ungefähr im heutigen Armenien. Bei den Historikern Priskos und Prokop müsste etwas zu finden sein. Aber sich in ein fremdes Fachgebiet zu begeben nimmt Zeit; das kann also noch etwas dauern.
Das Gebiet nördlich vom Kaukasus hatte in der Spätantike einen schlechten Ruf: Man glaubte, dass dort die wilden Stämme Yādjūdj und Mādjūdj (Yagug und Magug, Gog und Magog)2 wohnten. Der „Hörnermann“ (Alexander der Große?) hat dem Koran zufolge einen Damm gebaut, hinter dem diese böswilligen Völker sicher weggesperrt waren. Zu dieser Erzählung haben vielleicht die eindrucksvollen Mauern der Stadt Derbent inspiriert, die auf einer Landenge in Süddagestan liegt. Man erwartete, dass in der *Endzeit, also kurz vor dem *Jüngsten Tag, die Yādjūdj und Mādjūdj von hinter dem Damm ausbrechen würden. Es hat Koranausleger gegeben, die sie zu den Türken rechneten.3
Die vorislamischen Araber auf der Halbinsel haben wohl kaum Türken zu Gesicht bekommen. In den von Arabern bewohnten Teilen Syriens können einige vorbeigekommen sein, aber das hat nicht zu historisch überlieferten Begegnungen geführt.
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Früher Islam
Als die Araber Persien erobert hatten, lernten sie an der Nordostgrenze des Reiches sicherlich auch Türken kennen. Diese machten einen sehr tüchtigen, kriegerischen und bedrohlichen Eindruck, wie ein dem Propheten zugeschriebener Hadith uns in zwei Versionen vermittelt:

  • … von Abū Huraira, der Prophet habe ihm erzählt: „Der jüngste Tag wird nicht anbrechen, bis ihr nicht gegen Menschen gekämpft habt, deren Schuhe aus Haar bestehen. Und der jüngste Tag wird nicht anbrechen, bis ihr nicht gegen Menschen mit kleinen Augen und Nasen gekämpft habt.“ 4
  • … von Abū Huraira: Der Prophet hat gesagt: „Der jüngste Tag wird nicht anbrechen, bis nicht die Muslime gegen die Türken gekämpft haben, ein Volk, dessen Gesichter wie doppelt genähte Lederschilder aussehen, die sich in Haar kleiden und auf Schuhen aus Haar gehen.“ 5

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TürkischerReiterSöldner
Abgesehen von türkischen Auswanderern an der Ostgrenze und wohl auch versklavten Kriegsgefangenen, kamen die ersten Türken nach Bagdad, weil die ersten *Abbasidenkalifen Soldaten brauchten. Sie heuerten türkische Söldner für ihre Leibgarde an, erstens weil die Türken den Ruf hatten sehr gute Soldaten zu sein, zweitens weil diese isolierten Fremden keine Wurzeln im Irak hatten, so dass sie (wenigstens anfangs) kaum für Stammesloyalitäten, Cliquenbildung und Korruption anfällig waren. Kalif al-Mu‘tasim (833–842) führte das in großem Stil durch: Er importierte 25.000 bis 30.000 Mann. Und bald bestand die ganze Armee nur noch aus „Türken“ (d.h. Auswanderer aus Zentralasien; sie waren wohl nicht alle türkischsprachig). Islamische Staaten haben noch bis ins 19. Jahrhundert Sklaven, Soldaten und manchmal sogar Herrscher von weit hergeholt: Mamluken, Janitscharen usw..
Al-Djāhiz (781–868) schreibt über die Türken:

  • Der Khāridjit verläßt sich im Kampfgedränge vor allem auf den Lanzenstoß, die Türken aber stoßen mit der Lanze ebenso gut wie die Khāridjiten. Und wenn tausend ihrer Reiter zum Angriff übergehen, schießen sie ihre Pfeile in einem Fluge ab und werfen tausend Reiter zu Boden; keine Truppe vermag einer solchen Angriffsart standzuhalten.
    Weder die Khāridjiten noch die Beduinen sind dafür bekannt, mit dem Bogen vom Rücken der Pferde zu schießen. Der Türke aber trifft so ein Wild, einen Vogel, eine Zielscheibe, einen Menschen, ein liegendes Tier, ein aufgestellten Grenzstein oder einen sich auf die Beute stürzenden Raubvogel. Er hetzt sein Reittier vorwärts und rückwärts, rechts und links, bergauf und bergab und schießt zehn Pfeile ab, bevor der Khāridjit einen einzigen Pfeil auflegt. Beim Herunterkommen von einem Berg oder beim Abstieg in die Tiefe eines Flußbettes treibt er sein Reittier zu schnellerem Galopp an, als es der Khāridjit auf ebener Erde vermag.
    Die Türken haben vier Augen, ein Augenpaar im Gesicht und ein anderes Augenpaar im Hinterkopf.6
  • Dementsprechend sind die Türken Zeltleute, Steppenbewohner und Herdenbesitzer; sie sind sozusagen die Beduinen der Nichtaraber. […] Sie beschäftigen sich weder mit Handwerk, Handel, Medizin, Ackerbau, Geometrie, Baumzucht, Baukunst noch mit der Anlage von Kanälen und mit der Erhebung von Steuern, sie haben kein anderes Streben als nach Plünderungszug und Raubeinfall, Jagen und Reiten, Streit gegen Kämpfer, Suche nach Beute und Unterjochung fremder Länder.7

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Migranten
Ab ± 1000 kam aber auch eine spontane, große Völkerwanderung ins Abbasidenreich in Gang; ab 800 hatte es schon getröpfelt. Es kamen immer mehr, ganze Stämme zogen gen Westen. Ich nenne hier nur die Seldschuken (Selçuklular, Saldjūq), die 960 zum Islam übergingen, 1055 Bagdad eroberten und 1071 bei Manzikert die Ost-Römer entscheidend schlugen. Danach lag auch Kleinasien für sie offen. Konya, ihre dortige Hauptstadt, erlebte eine große Blüte. Nach dem schiitischen Jahrhundert (945–1055) der Buyiden und der drohenden Einnahme Bagdads durch die ägyptischen Fāṭimiden vertraten die Seldschuken einen sturen sunnitischen Islam und die hanafitische Rechtschule.
Türkische Stämme streunten anfangs noch als Nomaden herum und wurden z.B. von den vorbeiziehenden Kreuzfahrern (1097) ziemlich überrascht. Beim zweiten Kreuzzug waren sie schon besser organisiert und verteidigten sich. Aber das Bild der „wüsten Nomaden,“ die gen Westen zogen, ist viel zu einseitig. Es kamen sicherlich Nomaden, aber die Seldschuken brachten auch Wiederaufbau und neues Leben ins ziemlich heruntergekommene Abbasidenreich, in den Irak und nach Syrien: Infrastruktur, Geldsystem, Staatseinrichtung, Städtebau usw. Kenntnis der urbanen Kultur und der Staatseinrichtung hatten sie in dem ebenfalls türkischen Reich der Ghaznawiden in Afghanistan (977–1186) erworben.
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Osmanen
Später kamen die türkischen Osmanen. Konstantinopel fiel ihnen bekanntlich 1453 in die Hände. Davor war bereits der Balkan erobert worden, der zum Teil noch bis ins 20. Jh. türkisch blieb. Das Osmanenreich war bis 1700 eine sehr starke, auch Europa bedrohende Militärmacht. Danach wurde es allmählich schwächer — und dadurch kulturell auch attraktiver —, bis es als „kranker Mann Europas“ verendete. Der osmanische Vielvölkerstaat nahm 1918–20 ein Ende; seitdem besteht die Türkische Republik weiter. Auch diese ist überwiegend sunnitisch, wobei die hanafitische Rechtsschule dominant ist. Um 1500 hatte das Osmanenreich das modernste Rechtssystem Europas – und das war nicht die Scharia.

Die Türken hatten auch den Großteil der arabischen Welt erobert. 1517 hatten sie die Mamlukenherrschaft in Ägypten beendet. Seitdem wohnten die meisten Araber im türkischen Osmanenreich, das sich bis nach dem 1. Weltkrieg gehalten hat. Osmanisch-Türkisch war dort die Sprache der Macht und der Elite, während das Arabische in die Domänen der Religion, des Handels und des Alltagslebens zurückgedrängt war. Die besten Schriftsteller, Gelehrten und Handwerker wurden aus Kairo nach İstanbul gebracht; andere gingen freiwillig, denn die Karrierechancen lagen in der Hauptstadt.
Haben die Araber unter den Türken gelitten, sich unterjocht gefühlt? Ich weiß es nicht, ich würde meinen, bis tief ins 19. Jahrhundert eher wenig. Der Nationalismus und der Freiheitsdrang der Griechen z.B., die sich 1822 mit europäischer Hilfe selbständig machten, waren in der Arabischen Welt noch nicht angekommen. Etwas Groll hegte schon ‘Alī Mubārak, der spätere Ali Pascha Mubarak (1823–1893), ein ägyptischer Junge, der 1844 in Frankreich an der Militärakademie studieren durfte. Seine Kommilitonen aus Ägypten waren alle türkischsprachig, bekamen Vergünstigungen und mehr Taschengeld, und waren oft weniger fleißig als er. Sie hatten ihren Studienplatz nur bekommen, weil sie zur türkischen Oberschicht gehörten. Ein Gemisch aus ethnischer und sozialer Diskriminierung wurde hier also peinlich spürbar.8 Ab 1850 wurden sowohl die Türken wie auch die Araber mit dem Virus des Nationalismus angesteckt. Spätestens seitdem fühlten sich Araber im Osmanenreich weniger wohl und fingen an zu schmollen und zu rebellieren, während die Türken ihrerseits auch überheblicher wurden. In der 2. Hälfte des 19. Jh. emigrierten viele arabische Intellektuelle aus dem noch-türkischen Syrien ins relativ unabhängige, ab 1882 aber britisch besetzte Ägypten. Ab 1920 waren sie die Türken los.
Die osmanische Herrschaft hat schwere Folgen für die arabische Kultur gehabt. Kairo und Damaskus wurden ausgeräumt: Fachleute, Intellektuelle und auch Handschriften wurden nach İstanbul verschleppt oder gelockt. Die arabische Kultur blieb jahrhundertelang zweitrangig, bis ab ± 1850 die sog. nahda („arabische Renaissance“) anfing. Anknüpfen an die eigene Vergangenheit erwies sich nach so vielen Jahrhunderten als schwierig.
Heute sprechen die Araber (wie die Griechen auch) manchmal von der türkischen Besatzung — und damit meinen sie nichts Gutes. Aber ist es sinnvoll, eine vier Jahrhunderte dauernde Herrschaft eine Besatzung zu nennen? Als das Osmanenreich und das Kalifat nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst wurden, vermissten viele Araber sie doch stark. Der Sultan-Kalif war ja seit dem 19. Jh. weltweit als geistliches Oberhaupt der Muslime betrachtet worden. Und huwa aslu turki, „er ist türkischer Herkunft“ bedeutete in Ägypten bis vor Kurzem, dass die betreffende Person zur alten Elite, die aristūqrātīya, gehört. Die Elite sprach dort Türkisch und Französisch und hörte noch sehr lange über einen eigenen Rundfunksender osmanische Schlager und klassische türkische Musik. Sie dürfte jetzt ausgestorben sein oder nur noch Französisch sprechen. Nagib Mahfus hat sich in seinem Roman Das junge Kairo (al-Qāhira al-djadīda; 1945) über eine Prinzessin lustig gemacht, die eine kurze Ansprache auf Arabisch halten sollte, diese aber nur aus einem französischen Transkript vorlesen konnte, wodurch sie zum Großteil unverständlich wurde.
Das Osmanenreich war ein islamisches Reich, das aber religiösen Minderheiten viel Raum bot. Diese bildeten zusammen ungefähr 30% der Bevölkerung, wenn nicht noch mehr. Einige Minoritäten (Griechen, Juden, Armenier) waren für den Handel und die internationalen Kontakte unentbehrlich. Ob und ab wann man die Einwohner auch nach Ethnien registriert hat, ist mir nicht bekannt. Die Türken selbst bildeten im Reich eine ethnische Minderheit.
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Moderne Türken
Momentan gilt die Türkei vielen Arabern als Beispiel eines modernen, erfolgreichen Staats, dem die Einbindung des Islams in ein modernes, säkulares Staatsgefüge gelungen ist. Andererseits wird auf türkische Einmischung in arabische Angelegenheiten keinen Wert gelegt.

ANMERKUNGEN
1. Stelle fehlt noch!@
2. Koran 18:83–98, 21:95–97.
3. Keith Lewinstein, „Gog and Magog,“ in Encyclopaedia of the Qurʾān.
4. Muslim, Sahīh, Fitan 64:

وحدثنا أبو بكر بن أبي شيبة حدثنا سفيان بن عيينة عن أبي الزناد عن الأعرج عن أبي هريرة يبلغ به النبي ص قال: لا تقوم الساعة حتى تقاتلوا قوما نعالهم الشعر ولا تقوم الساعة حتى تقاتلوا قوما صغار الأعين ذلف الآنف.

5. Muslim, Sahīh, Fitan 65:

حدثنا قتيبة بن سعيد حدثنا يعقوب يعني ابن عبد الرحمن عن سهيل عن أبيه عن أبي هريرة أن رسول الله ص قال لا تقوم الساعة حتى يقاتل المسلمون الترك قوما وجوههم كالمجان المطرقة يلبسون الشعر ويمشون في الشعر.

6. Al-Djāhiz, „Manāqib at-turk,“ in: Rasā’il al-Djāhiz, hg. ‘Abd al-Salām Hārūn, Kairo o.J., S. 45. Übersetzung Charles Pellat, Arabische Geisteswelt. Ausgewählte und übersetzte Texte von al-Djāhiz, übers. Walter Müller, S. 150–151.    es fehlt der letzte Satz noch.@

وقال: الخارجي عند الشِدة إنما يعتمد على الطِعان، والأتراك يطعن طعنَ الخوارج وإن شدّ منهم ألف فارس فرموا رِشقًا واحدًا صرعوا ألف فارس، فما بقاء على هذا النوع من الشدّة.
والخوارج والأعراب ليست لهم رماية ومذكورة على ظهور الخيل، والتركي يرمي الوحش والطير والبرجاس والناس والمجثَّمة والمُثل الموضوعة، ويرمي وقد ملأ فروجَ دابّته مدبرًِا ومقبلاً ويَمنة ويسرة وصُعُدًا وسُفْلاً، ويرمي بعشرة أسهم قبل أن يفوّق الخارجي سهمًا واحدًا، ويركض دابّته منحدرًا من جبل أو مستفلاً إلى بطن واد بأكثر مما يمكن الخارجي على بسيط الأرض.

7. Al-Djāhiz, ibid. i, 70–71. Übersetzung S. 158.

وكذلك الترك أصحاب عمد وسكَّان فيافٍ وأرباب مواشٍ، وهم أعراب العَجَم كما أنّ هُذيلًا أكراد العرب. فحين لم تشغلهم الصناعات والتجارات والطب والفلاحة والهندسة ولا غرس ولا بنيان ولا شقّ أنهار ولا جباية غلاّت، ولم يكن همّهم غير الغزو والغارة والصيد وركوب الخيل ومقارعة الأبطال وطلب الغنائم وتدويخ البلدان.

8. ‘Alī Pāshā Mubārak, al-Khitat at-taufīqīya, ix, 41. @Text und Kontrolle@

Diakritische Zeichen: Yāǧūǧ und Māǧūǧ, Yaʾǧūǧ und Maʾǧūǧ, Yagug Magug Yadjudj Madjuj Jagog Gog Magog, al-Muʿtaṣim, Al-Ǧāḥiẓ, Ḫāriǧit, Salǧūq, Baġdāḍ, nahḍa, aṣlu, arisṭūqrāṭīya, Naǧīb Maḥfūẓ, al-ǧadīda, Ṣaḥīḥ, ‘Alī Pāšā Mubārak, al-Ḫiṭaṭ

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