Leichtgläubig

Was soll ein Muslim glauben? Den Koran, die Aussagen des Propheten (insoweit sie passen), und  noch eine ganze Menge alte Tradition, okay. Aber muss auch jeden Furz eines modernen Predigers geglaubt werden? Im Unterricht kamen wir auf die Behauptung des Fundi-Ziehvaters Sayyid Qutb, dass 1950 in Denver, Colorado, 48% der Schülerinnen an einem Gymnasium schwanger gewesen seien.1 Alle Studenten lachten auf; nur unsere strenge Muslima meinte, es könne doch so gewesen sein? Nein, liebes Kind, das kann es nicht. Man muss nicht mal U.S.A.-Kenner sein, um das zu verstehen. Den richtigen Prozentsatz plus noch ein Paar mehr relevante Daten zu teenage pregnancy im damaligen Denver herbeizubringen wäre auch möglich, aber es gibt Blödsinn, der so grotesk ist, dass man sich die Mühe einer Widerlegung nicht machen möchte.2
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Die Studentin ist Halbdeutsche, hat ein deutsches Abitur, ist sehr intelligent, aber auch sehr gläubig. Und wenn man einmal zu glauben anfängt, hört man wohl nicht mehr auf. Eine Widerlegung wäre auch deshalb sinnlos, weil offenbar nur Kenntnis, die in der eigenen Gruppe verbreitet wird, als wertvoll gilt. Etwas anderes würde einfach nicht zur Kenntnis genommen werden. Mit Gott oder Religion hat das nichts zu tun. Es ist ein elender Kenntnischauvinismus, der weiß Gott nicht nur unter religiösen Menschen vorkommt.
Bleibt die Frage: Warum kommt sie zur Uni?

ANMERKUNGEN
1. „As for integrating the sexes to refine human feelings and sublimate suppressed desires, it is enough to consult the statistics regarding the number of pregnant girls in U.S. secondary schools. The number of pregnant girls accounted for as much as 48 percent of the girls attending a high school in Denver.“
Zitiert in Ahmad Bouzid, Man, Society, and Knowledge in the Islamist Discourse of Sayyid Qutb, diss. Blacksburg VG 1998, S. 183. Online hier.
2. Ich habe es dann doch mal nachgeschlagen. Es stellte sich heraus, dass in einer Schule in einem Problemviertel 4,8% (vier komma acht) der Mädels schwanger war. Wieder mal ein Fall islamistischer „Wissenschaft“.

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Der Mufti und die Wissenschaft

Islamische Rechtsgelehrte finden das islamische Recht in der Jurisprudenz, und wenn sie tiefer graben, leiten sie es aus dem Koran und dem Hadith des Propheten ab. Das ist ihr Job. Manche halten es darüber hinaus für nötig die Zielsetzungen der Scharia und die Gründe hinter den Rechtsregeln zu erforschen. Anders gesagt: sie wollen beweisen, dass Gott recht hatte, als er das eine oder andere Gebot oder Verbot verkündete. Dann hört man zum Beispiel, dass Schweinefleisch verboten sei, weil es Krankheitserreger enthalte, und Alkohol weil es Fehlverhalten verursache. 
Als ob Gott solche Hilfe brauchte; als ob Gottes Gründe die Menschen etwas angingen! Wer an Gott glaubt, hat doch an seinem Wort genug, oder etwa nicht? Richtig lächerlich werden diese Gelehrten, wenn sie sich bei ihrer Argumentation der Wissenschaft bedienen. Sie haben natürlich keine Ahnung, was das ist, denn sie haben nicht mal Abitur, geschweige denn eine wissenschaftliche Ausbildung. Aber ihr Publikum lacht sie nicht aus, denn das ist noch schlechter ausgebildet. So las ich in Erlaubtes und Verbotenes im Islam, ein Jugendwerk des berühmten Medienmuftis Yūsuf (Jusuf) al-Qaradāwī aus Qatar, eine „wissenschaftliche“ Untermauerung des islamischen Hundeverbots (ja, Hunde sind nach einigen Hadithen verpönt, außer Wach- und Jagdhunden). Als eine der Begründungen dieses Verbots führt er den „neuerdings entdeckten“ Hundebandwurm an. Durch Kontakt damit können beim Menschen entsetzliche Abszesse und unheilbare Entzündungen entstehen. Dann fährt er fort:

  • Professor Noeller hat durch post-mortem Untersuchungen an menschlichen Leichen in Deutschland festgestellt, dass die Rate der Infektion mit Hundewürmern mindestens ein Prozent beträgt. In manchen Gegenden wie Dalmatien, Island, Südost-Australien und Holland, wo Hunde als Zugtiere benutzt werden, ist die Rate bei Hunden 12 Prozent. In Island hat man gefunden, dass unter 43 Personen eine Person an Entzündungen durch diesen Wurm leidet. Rechnen wir hierzu noch das menschliche Leid, den Fleischverlust durch infiziertes Vieh und die dauernde Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch diese Bandwürmer, dann können wir diesem Problem nicht weiter selbstgefällig gegenüber stehen.  (Übers. Ahmad von Denffer)

Dieser Fall ist leider kein Einzelfall; die „Wissenschaft,“ die von solchen Herren zitiert wird, sieht meistens so aus. Wer, was, wann, wo genau? Das wird nie erwähnt. Stark veraltetes Zeug (der Hund wird in Europa seit ca. 1940 nicht mehr als Zugtier benutzt); nie ein Quellennachweis; hirnrissige Aussagen, wobei nie auch nur ansatzweise versucht wird deren Richtigkeit nachzuprüfen. Schon deshalb sollte man Imame in Deutschland ausbilden. Ohne Abitur kein Theologiestudium. (In Iran ist das Niveau der Schriftgelehrten übrigens erheblich höher.)

Interessant ist noch, dass Qaradāwī in der deutschen Übersetzung Dr. Qaradawi heißt, offensichtlich ohne dass es eine akademische Promotion gegeben hat. Er ist genau so wenig Doktor wie Dr. Oetker, Dr. Best und Herr von und zu.

Diakritische Zeichen: Qaraḍāwī

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