Wörterbücher Klassisch-Arabisch

Mit Klassisch-Arabisch ist hier einfach gemeint: die älteren Sprachphasen des Arabischen, von ± 550 bis tief ins 19. Jahrhundert. Viele Studierende und sogar Arabisten mit Abschluss wursteln sich durch alte Texte mit Hans Wehrs Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Das ist traurig, aber verständlich, weil es nur zwei deutschsprachige Wörterbücher für das ältere Arabisch gibt.
Das mit Abstand beste Wörterbuch weltweit ist das riesige

  • Wörterbuch der klassischen arabischen Sprache (WKAS), hrsg. Deutsche Morgenländische Gesellschaft, Wiesbaden 1957–2009.

Es ist ein sog. Belegwörterbuch, d.h. aus einem enormen Textcorpus ist jedes Wort unter Erwähnung der Fundstelle aufgenommen. Das WKAS ist hervorragend, aber hat trotzdem einige Nachteile: es ist sehr teuer und viel zu groß für den Alltag, und schlimmer noch: es behandelt nur zwei Buchstaben: kāf und lām! Es gibt in Deutschland nicht genug Arabisten, die bereit und in der Lage wären, die Arbeit fortzusetzen. Überdies ist die Republik so verarmt, dass sie kein Geld mehr hat; schon gar nicht um Experte aus dem Ausland heranzulocken.
Sehr viel schlechter ist:

  • A. Wahrmund, Handwörterbuch der neu-arabischen und deutschen Sprache, 2 Tle. in 3 Bdn., Gießen 1887. Band 1. Band 2.

Es enthält viele Fehler und die Systematik ist katastrofal. Nur bei Texten aus dem 19. Jahrhundert lohnt sich die Benutzung.

Wer Französisch kann, nimmt für den Alltag:

  • A. de Biberstein Kazimirski, Dictionnaire arabe-français, contenant toutes les racines de la langue arabe, 2 Bde., Paris 1860 und spätere Nachdrucke. Band 1. Band 2.

Kleiner und weniger interessant ist:

  • J. Belot, Al-Farāʾiḍ al-durrīya ʿarabī firansīAl-Faraid, Vocabulaire arabe-français à l’usage des étudiants, Beirut 1890 und spätere Nachdrucke.

Wer English kann, hat folgendes zur Verfügung:

  • J. G. Hava, Al-Farāʾiḍ al-durrīya ‘arabī inkilīzī = Al-Faraid, Arabic English Dictionary, Beirut 1896 und spätere Nachdrucke. [In den USA erhältlich. Passt auf dem Nachtschrank.]
  • E. W. Lane, Maddu-l-Qāmūs, An Arabic-English Lexicon, derived from the best and the most copious eastern sources …, Vol. 1–5, London 1863–74; Vol. 6–8, ed. by Stanley Lane Poole, London 1877–93. [versch. Nachdrucke, auch online einzusehen und herunterzuladen]

Lane starb ungefähr bei der Buchstabe qāf. Sein Erbe hat aus dem Nachlass die späteren Buchstaben und auch noch ein Supplement herausgegeben, aber er fand nicht viel Material, weshalb diese Buchstaben sehr unvollständig abgedeckt sind. Lane hat viele Bedeutungen aus jahrhundertealten arabisch-arabischen Wörterbüchern ins Englische übertragen. Auch das, was er selbst während seines sehr langen Ägyptenaufenthalts gelernt hatte, hat seinen Weg ins Lexicon gefunden. Um es gelinde auszudrucken: Dieses Wörterbuch ist jämmerlich und nicht mehr zeitgemäß. Koranische Wörter werden oft eher theologisch als sprachwissenschaftlich erklärt. Lane gibt viele Bedeutungen, die bei näherem Betrachten auch bei Hava zu finden waren. Aber dort steht nur ein Wort, während Lane eine Erklärung und einen Kontext gibt. Der unmögliche Lane is also doch … eh ja, unverzichtbar! Ein Arabist muss also auch viktorianisches Englisch kennen. Nach längerer Zeit lernt man Lane trotz allem lieben; das heißt glaube ich Stockholm-Syndrom.
Belot und Hava sind zwei Erscheinungsformen desselben Wörterbuchs, gute Arbeit von Beiruter Jesuiten. Nur der auf Sexualität bezogene Wortschatz kommt darin nicht vor. So etwas wie Kazimirski gibt es auf Englisch nicht. Wer kein Französisch kann, ist also für das schnelle Nachschlagen im Alltag auf Hava angewiesen.

Bei der Lektüre von alten Texten aus Nord-Afrika und Spanien ist oft nützlich:

  • Reinhart P. Dozy, Supplément aux dictionnaires arabes, 2 Bde., Leiden 1881.

Wer modernes Hocharabisch beherrscht, kann benutzen:

  • Buṭrus al-Bustānī, Kitāb Muḥīṭ al-Muḥīt: ay qāmūs muṭawwal lil-lugha al-ʿarabīya, 2 Bde., Beirut 1867–70 und spätere Nachdrucke,

oder kann den Umweg über Lane vermeiden und selbst in die alten Wörterbücher abtauchen, z. B.:

  • Ibn Manẓūr, Lisān al-‘arab, 15 Bde., Beirut 1955.
  • Muḥibb ad-dīn Murtaḍā az-Zabīdī, Tādj al-‘arūs, hrsg. ‘Abd as-­Sattār Aḥmad Farrādj, Kuwait 1965ff.

Sehr praktisch ist die Webseite baheth, wo man mit nur einem Suchauftrag (in arabischer Schrift) Lisān al-ʿarab und noch einige arabisch-arabische Wörterbücher zur gleicher Zeit konsultieren kann. Als pdf gescande Wörterbücher gibt es hier (diese Info verdanke ich Frank Weigelt, Bergen, N). Nachteil: Wenn Sie oft etwas nachschlagen wollen, ist es viel Arbeit.

Speziell für den Wortschatz des Korans gibt es:

  • Elsaid M. Badawi en Muhammad Abdel Haleem, Arabic-English Dictionary of Qur’anic Usage, Leiden 2010.

und bescheidener:

  • A. A. Ambros en Stephan Procházka, A Concise Dictionary of Koranic Arabic, Wiesbaden 2004.

Es gibt noch etliche andere spezialisierte Wörterbücher und Glossare, aber ich glaube, das reicht fürs Erste.

Siehe weiter: Arabisch lernen     Grammatikunterricht Arabisch
• Lehrbücher: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Grammatiken: Modernes Hocharabisch, Klassisch-Arabisch, Dialekte
• Wörterbücher: Modernes Hocharabisch, Dialekte

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